Die Subkommission Quartär der Deutschen Stratigraphischen Kommission (DSK) hat sich Ende Juni zu ihrer jährlichen Sitzung in Halle getroffen. Teilgenommen haben insgesamt 21 ordentliche und korrespondierende Mitglieder sowie 9 Gäste.
Der Vorsitzende der Subkommission Dr. Stefan Wansa (Halle) berichtete über die letzten Sitzungen der DSK. Über die neusten internationalen Entwicklungen in der Quartärstratigraphie informierte Prof. Thomas Litt (Bonn). Das Quartär wird demnach als System erhalten bleiben. Im Rahmen des 33. Internationalen Geologenkongresses in Oslo wird über die Verlagerung der Untergrenze des Quartärs von 1,8 auf 2,6 Mio. Jahre beraten. Weiterhin berichtete Herr Litt ausführlich über die Arbeiten zur Festlegung von zwei GSSP (Global Stratigraphic Section and Point) für die Mittel-/Oberpleistozän-Grenze sowie Pleistozän-Holozängrenze. Folgende Vorschläge wurden vorgestellt:
Erste Erläuterungen hierzu sind in Episodes Vol. 31(2) erschienen (www.episodes.org).
Ein weiterer Programmpunkt waren neue und überarbeitete Definitionen für das LithoLex. Die Entwürfe aus dem Periglazialraum sowie Norddeutschen Vereisungsgebiet wurden diskutiert und werden in
Kürze in das LithoLex eingestellt.
Die neu zu gestaltende Homepage der Subkommission kann auf der Homepage der DEUQUA angesiedelt werden.
An zweiten Tag der Sitzung wurde die archäologische Grabung Neumark-Nord 2 (NN2) im Geiseltal besucht und die dort vorgestellten quartärgeologischen Profile diskutiert. Die verschieden Profile im
Bereich Neumark-Nord 1 und 2 wurden in der Vergangenheit insbesondere bzgl. des Eems kontrovers diskutiert. Nach einer geologisch-archäologischen Einführung durch Herrn Wansa und Thomas Laurat
(Halle) wurden die neusten Untersuchungsergebnisse zur Paläobotanik von Dr. Jaqueline Strahl (Kleinmachnow), zu Molluskentuntersuchungen von Stefan Meng (Greifswald), zu Isotopenuntersuchungen
von Dr. Frank Junge (Taucha/Pönitz) und Dr. Tatjana Böttger (Halle) sowie zu Lumineszenzdatierungen durch Dr. Matthias Krbetschek (Freiberg) vorgestellt. Die Diskussion der Ergebnisse
verdeutlichte, dass im Becken NN2 eemzeitliche Ablagerungen über drenthezeitlichen Sedimenten anstehen. Das Becken ist durch Kohlediapirismus entstanden, was eine gewisse Variabilität auch zum
Becken Neumark-Nord 1 erklärt. Herr Litt erläuterte, dass nach heutigem Kenntnisstand zwischen Drenthe und Holozän nur ein Interglazial existiert hat – das Eem – und dass man die Existenz
mehrerer Interglaziale vom „Eemtyp“ ausschließen kann.
Die nächste Sitzung der Subkommission Quartär der DSK soll im Frühjahr 2009 in Weimar stattfinden.
Beim hier vorliegenden Text handelt es sich um eine Zusammenfassung des Protokolls, das vom Sekretär des Subkommission, Dr. Lutz Katzschmann (Weimar), erstellt worden ist.
Foto: Durch Kohlediapirismus gestörte Seesedimente der Grabung Neumark-Nord 2 im Geiseltal
Die Arbeitskreissitzung des AK Paläopedologie der Deutschen Bodenkundlichen Gesellschaft fand in diesem Jahr vom 1. bis 3. Mai am Geographischen Institut in Tübingen statt. Im Rahmen der jährlichen Arbeitskreissitzung am 1. Mai wurden Prof. Dr. Peter Felix-Henningsen (Gießen) und em. Prof. Dr. Dr. h.c. Arno Semmel (Hofheim/T.) als langjährige Vorsitzende für ihre engagierte Tätigkeit im Arbeitskreis geehrt. Die Laudationes von Prof. Dr. Thomas Scholten (Tübingen) und Prof. Dr. Heinrich Thiemeyer (Frankfurt) würdigten die großen Verdienste beider Wissenschaftler um die deutsche Paläopedologie.
Wie jedes Jahr, fanden an den beiden nachfolgenden Tagen wieder zwei sehr interessante, regionale Exkursionen zur „Landschafts- und Bodenentwicklung an der Schwäbischen Juraschichtstufe und auf
der Schwäbischen Alb“ mit etwa 45 TeilnehmerInnen statt, die auch das Interesse vieler DEUQUA-Mitglieder fanden.
Die Ganztagsexkursion am 2. Mai unter Leitung von Prof. Dr. Birgit Terhorst (Wien) führte zum Albtrauf im Raum Pfullingen/Reutlingen. Dort sind die Hanglagen von großen pleistozänen Rutschmassen
flächenhaft überdeckt und stehen häufig in Verbindung mit rezenten Rutschbewegungen. Die unterschiedlich alten Rutschmassen sind durch Terra fuscen, Braunerde-Pelosole, Braunerde-Rendzinen und
periglaziale Lagen geprägt, die zusammen mit absoluten Datierungen und Pollenanalysen für die Alterseinstufung von Hangbewegungen maßgeblich sind. Der eindrucksvolle „Mössinger Bergrutsch“ von
1983 darf als jüngstes, katastrophales Ereignis natürlich auch auf einer Tagung des AK Paläopedologie nicht fehlen. Während der regen Diskussionen wurden insbesondere die regionale Boden- und
Landschaftsentwicklung und ihre Bedeutung für die heutige und zukünftige Gefährdung der Hanglagen diskutiert.
Auf der Halbtagsexkursion am 3. Mai wurde unter Leitung von Dr. Michael Kösel (LGRB, Freiburg) eindrucksvoll die Verbindung von Bodenausbildung und periglazialen Lagen auf der Schwäbischen Alb im
Raum Trochtelfingen/Entringen vorgestellt. Ein Höhepunkt der Exkursion waren die mächtigen Bohnerzlehme, die für die Schwäbische Alb charakteristisch sind. Die intensiv und lebhaft geführten
Diskussionen bezüglich der Rumpfflächengenese sowie dem Alter der Terra Fuscen zeigen nach wie vor bestehenden Forschungsbedarf auf.
Im Mai 2009 wird die nächste Arbeitskreissitzung auf Einladung von Dr. Robert Peticzka (Institut für Geographie und Regionalforschung der Universität Wien) in Wien stattfinden und sich thematisch
mit den Löß-/Paläoboden-Sequenzen in Niederösterreich befassen.
Peter Kühn, Tübingen & Birgit Terhorst, Wien
Helmut Müller wurde am 20. Juli 1924 in Trautenau, Sudetenland geboren. Sein Interesse für Pflanzen und Kleintiere seit früher Kindheit bereitete den Pfad für Studium und Leben als Biologe. Seine ungewöhnlichen Schulkenntnisse in Mathematik und Physik halfen ihm zunächst den Krieg als Ausbilder für Bordfunker bei der Luftwaffe mit Glück zu überleben. Sie schufen ihm später den weiten Horizont als interdisziplinär forschendem Naturwissenschaftler.
Nachdem er die russische Kriegsgefangenschaft knapp lebend überstanden hatte, begann er das Studium der Biologie im Westen, an den Universitäten Göttingen, Freiburg und Tübingen, finanziert vom
Lohn als Maurer, Gießerei-Arbeiter und Holzhacker. Die Proben für die vegetationsgeschichtliche Doktorarbeit bei Franz Firbas, Göttingen, beschaffte er sich bei illegalen Grenzgängen in die
sowjetisch besetzte Zone. Die Arbeit erschien in der Leopoldina, Halle. Das anschließende Stipendium in den USA hatte erneut die Palynologie von Seeablagerungen zum Gegenstand.
Als Geobotaniker, angestellt beim Amt für Bodenforschung, der heutigen Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, Hannover, hat Helmut Müller alsbald mit der Erforschung der norddeutschen
Interglaziale begonnen, die er mit der ihm eigenen Beharrlichkeit und außerordentlichen Arbeitskraft mit ständig wachsender zeitlicher Auflösung vorwärts trieb.
Seine Abstellung zur Petrobras/Brasilien führte den jungen Palynologen in ein neues Arbeitsfeld. Mit palynologischen Methoden, die er innovativ fortentwickelte, erarbeitete er in zwei insgesamt
sieben-jährigen Aufenthalten für die brasilianische Erdölindustrie die Biostratigraphie des Reconcavo-Beckens. Mit längeren Unterbrechungen hat Helmut Müller bis zu seiner Pensionierung immer
wieder Aufgaben für die Erdölindustrie wahrgenommen, die ihn für Jahre oder Monate nach Peru, Burma und Pakistan führten. Er hat für Erdölfirmen Proben aus Nigeria oder für Auslandsmissionen aus
aller Welt zuhause, in der BGR, bearbeitet.
Mit seinen Untersuchungen der norddeutschen Interglaziale hat Helmut Müller umstürzend Neues geschaffen und war damit oft den Kollegen um Jahre voraus: als er 1974 mit Zählungen von
Jahresschichten die Dauer des Eem in Bispingen mit 10-12000 Jahren bezifferte, erntete er Spott bis ihm später britische Meeresgeologen beisprangen. Nicht anders erging es ihm zunächst mit dem
Holstein- und dem Rhume-Interglazial, deren Dauern er ebenfalls mit Jahresschichten bestimmte. Darüber hinaus gab er beiden Interglazialen “typische Gesichter”, indem er sie in höchster
zeitlicher Auflösung untersuchte und dabei die ständig wechselnden Zusammensetzungen ihrer Wälder erkannte und paläoklimatisch interpretierte, mit teilweise abrupten und extremen Klimaeinbrüchen,
die sie quer über Europa kennzeichnen. Die Paläoklimatologie des Mittel- und Jungquartärs verdankt ihm wesentliche Eckpunkte. Er hat viele Bohrungen des Salzstockes Gorleben palynologisch datiert
und damit ihm, dem Wandel seiner Form und seiner Landschaft im Quartär einen soliden zeitlichen Rahmen geschaffen. Er hat nach seiner Pensionierung mit Kollegen an der Eingliederung der
Interglaziale in die marinen Isotopenstufen gearbeitet; wieder mit Ergebnissen, die vielen noch unpassend scheinen. Seine Arbeiten mit holozänen Seeablagerungen führten zu unglaublich präzisen
Einstufungen und detaillierten Ergebnissen zu Umwelt- und Klimaänderungen. Seine frühen Entdeckungen von Art und Ausmaß der anthropogenen Veränderungen des Waldes bilden Meilensteine der
Archäologie. Die Verleihung des Bundesverdienstordens, der Albrecht-Penck-Medaille und des Hans-Joachim-Martini-Preises waren Anerkennung und Würdigung seines lebenslangen Schaffens.
Er hat gerne im Team gearbeitet; hierarchische Rangspiele waren ihm fremd. Als ideenreicher und anregender, weiter treibender und ansteckend begeisternder, dabei bescheidener Kollege mit breiter
Allgemeinbildung und umfassender Kenntnis in vielen naturwissenschaftlichen Disziplinen teilte er seine neuesten Ergebnisse mit jedem, ohne je nach einer Gegenleistung zu fragen oder Ansprüche zu
stellen.
Helmut Müller ist am 18. Juni 2008 in Hannover gestorben. Wir werden den ideenreichen, freundlichen und allzeit hilfsbereiten Kollegen und die anregenden Diskussionen mit unserem Freund
vermissen.
Josef Merkt, Herbertingen
Im hohen Alter von 90 Jahren ist mit Franz Fliri eine Persönlichkeit von uns gegangen, die wesentlichen Einfluss auf die Quartärforschung im inneralpinen Raum hatte. Franz Fliri gerecht zu werden ist aus Platzmangel hier unmöglich und so sei an dieser Stelle nur in kurzen Worten des Quartärforschers Fliri gedacht und auf frühere Würdigungen verwiesen (Fink 1979, Leidlmair 1984 und Kerschner 2008).
Franz Fliri wurde am 9.2.1918 in Baumkirchen im Tiroler Inntal geboren, wo er, nur unterbrochen von einem langen Militärdienst im 2. Weltkrieg, bis zu seinem Tode lebte. Fliri war ausgebildeter
Geograph mit großer Breite (Ordinarius 1967-1987), zudem ein hoch angesehener Klimatologe. Dass er auch zeitweise den Beruf eines Vollerwerbbauern ausübte und als Dekan und Rektor der Universität
Innsbruck diente, verdeutlicht die für Fliri so bezeichnende Kombination von Bodenständigkeit und höchsten akademischen Weihen.
Zur Quartärforschung ist Franz Fliri, wie er selbst mehrfach betonte, durch Zufall gekommen. In seiner Heimatgemeinde Baumkirchen wurde sogenannter Bänderton (der eigentlich im Wesentlichen ein
Schluff ist) abgebaut, der früher aufgrund seiner Überlagerung durch die jüngste Moräne als interglazial eingestuft wurde. Im Jahr 1969 wurden im Rahmen einer Studentenexkursion in diesen
Sedimenten Holzreste entdeckt und Fliri erkannte sofort die Bedeutung dieser Funde. Er stellte in kurzer Zeit eine Forschergruppe zusammen und es gelang ihm auch internationale Spezialisten
hinzuzuziehen. Er praktizierte damit früh interdisziplinäre Gruppenarbeit in der Quartärforschung, obwohl er selbst nie eine formelle diesbezügliche Ausbildung genossen hatte. Innerhalb eines
knappen Jahrzehntes erschienen unter seiner Federführung eine Reihe von Pionierarbeiten, die das Fundament der heute noch gültigen überregionalen Bedeutung von Baumkirchen bilden. Fliri und
Mitarbeiter konnten beweisen, dass diese Seesedimente in einem kaltzeitlichen Klima unmittelbar vor dem letzten großen Eisvorstoß zur Ablagerung kamen, d.h. dass das Inntal mitten im Würmglazial
eisfrei gewesen ist. Er selbst trug dabei die Hauptlast der Arbeit; wochenlang stand er neben dem Bagger in der Tongrube und wartete auf das Auftauchen von datierbarem Material.
Mit ähnlichem Erfolg betätigte sich Fliri auch südlich des Alpenhauptkammes, wo er ebenfalls durch seine guten Kontakte zu lokalen Tongrubenbetreiber und seine Beharrlichkeit die ersten absoluten
Datierungen von quartären Sedimenten im Becken von Brixen und im Eisacktal vorlegen konnte.
Fink, J. (1979): Franz Fliri – sein Wirken als Geograph und Klimatologe. – Mitt. Österr. Geogr. Ges., 121, 297-303.
Kerschner, H. (2008): Emer. o. Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Franz Fliri – 90 Jahre. – Mitt. Österr. Geogr. Ges., 149, 337-340.
Leidlmair, A. (1984): Franz Fliri zum 65. Geburtstag. – Innsbrucker Geogr. Studien, 8, 7-11.
Hanns Kerschner & Christoph Spötl, Innsbruck
Die 75. Tagung der Arbeitsgemeinschaft Norddeutscher Geologen (NDG) findet traditionsgemäß in der Woche nach Pfingsten statt. Dieses Jahr wurde sie auf Einladung des Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) im Geozentrum Hannover ausgerichtet. Den mehr als 130 Besuchern wurden 26 Vorträge und 15 Poster, sechs Exkursionen sowie ein umfangreiches Rahmenprogramm geboten. Neben einem vom örtlichen Wasserversorger ausgerichteten öffentlichen Vortrag zum Thema „Wassergewinnung in 30 Jahren: Die Grundwasserschutzstrategie der Stadtwerke Hannover“, einem Empfang durch Bürgermeister B. Strauch im Rathaus der Landeshauptstadt Hannover wurden auch ein „Klönschnack“ sowie eine Altstadtführung angeboten.
Es war das Bestreben der Veranstalter, den aktuellen Stand der regionalen geowissenschaftlichen Grundlagenforschung und ihrer Nachbardisziplinen sowie die praktische Anwendung der Ergebnisse zu
präsentieren. Hierzu waren neben den Geologischen Landesdiensten auch Vertreter aus Universitäten, Hoch- und Fachschulen sowie Geo-Unternehmen und Vertreter der Wirtschaft eingeladen. Besonders
angesprochen waren junge Kolleginnen und Kollegen, sich mit praxisnahen Themen aus dem Kerngebiet der Geologie sowie zu fachübergreifenden geowissenschaftlichen Schwerpunkten zu präsentieren.
Erfreulich waren dann auch die hohe Beteiligung dieser Altersgruppe und die generell gute Qualität der Vorträge und Poster.
Thematische Schwerpunkte der Tagung bildeten die regionale Geologie Norddeutschlands mit Augenmerk auf den südniedersächsischen Raum und Themen der angewandten Geowissenschaften (u.a.
Rohstoffwirtschaft, Hydro- und Ingenieurgeologie, Geothermie, Energiewirtschaft). Darüber hinaus wurde in verschiedenen Beiträgen über aktuelle Arbeiten zur 3-D-Modellierung berichtet. Beiträge
aus den Themenkreisen Paläontologie, Stratigraphie sowie Archäologie ergänzten das Programm.
Abgerundet wurde das Programm durch drei Halbtagsexkursionen am 15.05. (Natursteine in Hannover, Geotope im Hannoverschen Bergland und ein Besuch im Kalibergwerk Sigmundshall) und drei
Ganztagsexkursionen am 16.05., die angewandte Aspekte zum Schwerpunkt hatten: Quartärgeologie und Rohstoffe nördlich von Hannover, Quartärgeologie und Wasserwirtschaft im nördlichen Harzvorland
sowie Geologie und Bergbau im Harz. Alle Exkursionen waren gut besucht.
Abschließend blicken die Veranstalter und Besucher auf eine gelungene Veranstaltung zurück. Momentan sind noch der Ausrichter und der Veranstaltungsort für die nächste Veranstaltung im Frühsommer
2009 vakant.
Impressionen der Tagung sind im Internet über www.lbeg.niedersachsen.de - Service - Veranstaltungsberichte abrufbar.
Carmen Heunisch, Hannover
Am 25.9.2008 jährt sich zum 150-sten Male der Geburtstag von Friedrich Karl Albrecht Penck. Penck war am Ende des 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts neben F. v. Richthofen und W. M. Davis der herausragende Geograph seiner Zeit. Für die DEUQUA, und darüber hinaus für die gesamte Quartärforschung, kann er als derjenige gelten, der diesen Wissenschaftszweig auf eine solide Grundlage gestellt und mit seinen Modell einer Abfolge verschiedener „glazialer Serien“ ein bis heute gültiges Schema zur morphostratigraphischen Gliederung eiszeitlicher Sedimente geschaffen hat.
Penck wurde in Reudnitz bei Leipzig geboren. Nachdem er die Realschule (nicht das Gymnasium!) absolviert hatte, studierte Penck ab 1875 in Leipzig die Fächer Chemie, Botanik, Mineralogie und
Geologie. Es darf vermutet werden, dass der Besuch einer Realschule und das dort erfolgte Lernen der modernen Fremdsprachen, seine späteren vielfältigen Reisen ins Ausland besonders gefördert
hat. Schon 1878 wurde er mit einer geologisch-mineralogischen Arbeit an der Universität Leipzig promoviert. Der Titel der Arbeit lautete: „Studien über lockere vulkanische Auswürflinge“. Bereits
zu Studienzeiten war er bei der geologischen Landesaufnahme in Sachsen als Hilfsgeologe angestellt worden und hatte Blätter der Geologischen Spezialkarte von Sachsen zu bearbeiten. Im Rahmen
dieser Tätigkeit kam es zu einer intensiven Beschäftigung mit dem Quartär.
1875 war durch den schwedischen Gelehrten Otto Torell an den Rüdersdorfer Steinbrüchen östlich von Berlin der Beweis geführt worden, dass die Geschiebe des norddeutschen Tieflandes nicht durch
die Sintflut oder durch Rollsteinfluten abgelagert wurden, sondern dass Gletscher aus Skandinavien die Erratika, die ortsfremden Gesteine, antransportiert und sedimentiert hatten.
Nach abgeschlossener Promotion bereiste Penck große Teile Norddeutschlands und den Süden Skandinaviens. Die Erträge dieser Reise führten zusammen mit denjenigen aus seiner Tätigkeit als
Hilfsgeologe zu seinem ersten „großen“ Werk in der Quartärforschung; die Arbeit lautete: „Die Geschiebeformation Norddeutschlands“ (1879). In ihr konnte Penck als erster Forscher eine dreimalige
Vergletscherung des angegebenen Raumes nachweisen.
Ab 1880 war Penck dann in München zu finden, um bei von Zittel seine Kenntnisse in Paläontologie zu erweitern. In München wurde er durch von Gümbel (Leiter der Bayer. Geol. Landesuntersuchung)
mit der Kartierung des „Diluviums“ im bayerischen Oberland betraut. Im Rahmen dieser Arbeiten musste der junge Penck nicht mehr einzelne Blätter kartieren, sondern die pleistozänen Ablagerungen
im Zusammenhang bearbeiten. Als dann auch noch die naturwissenschaftliche Sektion der Phil. Fak. die Preisaufgabe „Eine eingehende Beschreibung der diluvialen Glacialbildungen und -erscheinungen
auf der südbayerischen Hochebene sowie in den bayerischen Alpen“ stellte, ein Thema, das auf Penck zugeschnitten war, war sein Weg zum herausragenden Quartärforscher vorgegeben.
Das Ergebnis dieser Arbeiten wurde in seiner Habilitationsschrift „Die Vergletscherung der deutschen Alpen - Ihre Ursachen, periodische Wiederkehr und ihr Einfluss auf die Bodengestaltung“ der
wissenschaftlichen Öffentlichkeit präsentiert. Er konnte, wie zuvor in Norddeutschland, auch in Bayern eine dreimalige Vorlandvergletscherung belegen. Seine Habilitation erfolgte an der
Ludwig-Maximilians-Universität im Fach Geographie.
Obwohl Penck nur wenige Jahre (1880-1885) in München tätig war, blieb das schwäbisch-bayerische Alpenvorland „seine“ Region, in welcher er die Grundlagen für seine später weltweit anerkannte
Gliederung des Eiszeitalters erarbeitete und immer wieder überprüfte. 1885 erfolgte der ehrenvolle Ruf auf die Lehrkanzel für Physikalische Geographie an der k. k. Universität Wien.
Wenngleich während der Wiener Jahre (1885-1906) auch andere Themen bearbeitet wurden, so blieb die Quartärforschung doch immer zentraler Teil der Penck´schen Geländearbeiten. Zusammen mit seinem
ehemaligen Doktoranden E. BRÜCKNER verfasste er in den Jahren 1901-1909 die dreibändige fast 1200 Seiten umfassende Monographie „Die Alpen im Eiszeitalter“. In diesem bis heute unerreichten
Standardwerk stammen die wichtigen, grundlegenden Kapitel des ersten Bandes sämtlich von Penck alleine. Er konnte mit dem zuvor schon genannten Modell der „Glazialen Serie“ die damals doch sehr
stark beschreibende Quartärforschung auf eine methodisch fundierte Basis stellen und die Begriff für die vier Vergletscherungen, die von jung zu alt nach Flüssen des Alpenvorlandes mit Würm,
Riss, Mindel und Günz benannt wurden, in die nationale und internationale Forschung etablieren.
Zuvor hatte er 1898 in der Gegend von Memmingen seine bisher genutzte Dreigliederung des Eiszeitalters zu einer Viergliederung erweitern müssen, weshalb das Penck´sche Gliederungsschema bis heute
als tetraglazial bezeichnet wird. Diese wichtige Erkenntnis des Frühjahrs 1898 präsentiert er erstmalig am 14.12.1898 vor dem „Verein zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse“ in Wien,
die dann im darauffolgenden Jahr beim gleichen Verein veröffentlicht wurden. Penck ging es um die Breitenwirkung seiner Ergebnisse und Erkenntnisse. Ihm war die Tragweite seiner jüngst gemachten
Beobachtungen bewusst, er war sich sicher, ein äußerst tragfähiges Konzept entdeckt und erarbeitet zu haben.
Zu Beginn des Drucks der drei Bände der „Alpen im Eiszeitalter“ (1901), die in verschiedenen Lieferungen erschienen, waren die Geländearbeiten noch nicht abgeschlossen, denn es galt die kurz
zuvor in der Region um Memmingen gewonnenen grundlegenden Ergebnisse zirkumalpin anzuwenden. Geländearbeiten, Abfassen der Manuskripte für die nächsten Lieferungen und dazwischen noch der Weggang
von Wien nach Berlin lassen Penck als unermüdlichen Arbeiter erscheinen.
Im Jahre 1906 folgte Penck einem Ruf nach Berlin auf die Nachfolge von F. von Richthofen. Er war neben seiner Tätigkeit als Direktor des Geographischen Instituts auch Direktor des Instituts und
Museums für Meereskunde. Für die damalige Zeit (1908/1909) ungewöhnlich war ein „Lehrstuhltausch“ mit W. M. Davis, wobei der eine jeweils die Aufgaben des anderen an dessen Heimatuniversität
wahrnahm.
Mit dem Wechsel in den Norden traten dann die Forschungen zu den Vorländern der Alpen und zum Quartär zurück. Eigentlich war ja alles geklärt.
Neben den Fragestellungen zum Quartär, die sicherlich Penck´s Renommee begründet haben, zeigte sich seine Universalität aber auch durch Arbeiten wie durch die „Morphologie der Erdoberfläche“ (2
Bände, 1894), „Das Hauptproblem der physischen Anthropogeographie“ (1924) und im „Versuch einer Klimaklassifikation auf physiogeographischer Grundlage“ (1910), in welcher er die uns allen
geläufigen Begriffe humide, aride und nivale Klimabereiche in die wissenschaftliche Literatur einführte. Auch die Fachtermini Tafone/Tafoni oder Tillit sind auf ihn zurückzuführen.
Nachdem Penck in den Jahren 1917/1918 das Amt des Rektors der Berliner Universität inne hatte, blieben ihm nur noch wenige Jahre bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1926.
Penck starb in den Wirren des zu Ende gehenden II. Weltkrieges am 7.3.1945 in Prag. Sein Grab befindet sich in Stuttgart.
Von Penck´s vielfältigen wissenschaftlichen Ergebnissen stehen diejenigen zur systematischen Erforschung des Eiszeitalters immer noch im Zentrum der deutschen Quartärforschung, sei es weil die
Begriffe Würm, Riss, Mindel und Günz immer noch benutzt werden, sei es vor allem weil das Modell der „glazialen Serie“ (trotz geringfügiger Modifikationen) immer noch die beste Möglichkeit
bietet, punktuell ermittelte Aufschluss- oder Bohrergebnisse in die Fläche zu bringen. Zu Recht vergibt die DEUQUA an verdiente Quartärforscher die „PENCK-Medaille“, um an denjenigen zu erinnern,
der die Erforschung des Eiszeitalters – wie kein anderer – zu einer echten Wissenschaft geformt hat.
Literatur:
HABBE, K.A. (2001): Penck, Friedrich Karl Albrecht.– In: Neue Deutsche Biographie, Zwanzigster Band (Pagenstecher – Püterich), 172-173; Berlin.
PENCK. A. (1899): Die vierte Eiszeit im Bereiche der Alpen.– In: Vorträge des Vereins zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse, Wien, Band 39; 68-86; Wien.
SCHAEFER, I. (1989): Der Weg Albrecht Pencks nach München, zur Geographie und zur alpinen Eiszeitforschung.– In: Mitteilungen der Geographischen Gesellschaft in München, Band 74, 5-25;
München.
Konrad Rögner, München
Am 29. 2. 2008 fand auf Einladung von Markus Fiebig in den Räumen der Universität für Bodenkultur in
Wien eine Sitzung des DEUQUA-Vorstands statt. Diskussionen rund um unsere Zeitschrift „Eiszeitalter & Gegenwart – Quaternary Science Journal“ nahmen erneut einen breiten Raum bei den
Gesprächen ein.
Im vergangenen Jahr wurden mit dem Band 56 erstmals 4 Hefte von Eiszeitalter & Gegenwart auf den Markt und in die Hände der DEUQUA-Mitglieder gebracht. Hiermit ist ein wichtiger Mosaikstein
für die erfolgreiche Aufnahme in den SCI (Science Citation Index) gelegt. Im Jahr 2008 sind erneut 4 Hefte vorgesehen, die als zwei Doppelbände im Juli und vermutlich im Dezember ausgeliefert
werden. Der erste Band wird sich den Fortschritten und Möglichkeiten verschiedenster Datierungsmethoden im Quartär widmen, im zweiten Doppelband wird über erste Ergebnisse aus dem Projekt
„Heidelberger Becken“ berichtet. Man darf auf beide Themenhefte sehr gespannt sein!
Voraussetzung für die Aufnahme in den SCI ist zum einen ein regelmäßiges Erscheinen der Zeitschrift, hier wird sich die Schriftleitung weiterhin intensiv engagieren. Zum anderen sind aber
qualitativ hochwertige Originalartikel der weitaus wichtigere Faktor, da sie zum regelmäßigen und häufigen Zitieren einladen. Hier sind alle quartärgeologisch Interessierten gefordert und
eingeladen, ihren Beitrag zum Gelingen unseres gemeinsamen Projektes zu leisten. Für das Jahr 2009 sind in den ersten beiden Bänden 58/1 + 2 wieder freie Artikel vorgesehen. Um das
Review-Verfahren und die Überarbeitung der Artikel termingereicht durchführen zu können, werden alle Interessierten gebeten recht bald ihre Arbeiten bei der Schriftleitung einzureichen, denn noch
besteht die Möglichkeit mit einem Artikel in einem der beiden Hefte gedruckt zu werden. Ein Heft in 2009 ist dann der diesjährigen DEUQUA-Tagung in Wien gewidmet und soll ausgewählte Beiträge der
Vortrags- und/oder Postersitzungen beinhalten. Um die Attraktivität von E&G weiter zu erhöhen wurde in Wien auch beschlossen, dass notwendige Farbabbildungen ab sofort ohne Kostenbeteilung
möglich sind.
Aus beruflichen Gründen hat unser langjähriger „Assistant Editor“ von Eiszeitalter und Gegenwart – Quaternary Science Journal, Ludger Feldmann, seine Mitgliedschaft im Beirat der DEUQUA
aufgegeben. Vorstand, Beirat und vor allem der Editor bedauern sein Ausscheiden sehr und möchten ihm an dieser Stelle für seine mit Geduld und Akribie durchgeführten Arbeiten bei der Drucklegung
von E&G und seine konstruktiven Vorschläge bei der Umgestaltung der Zeitschrift herzlich danken.
Nun suchen wir einen Nachfolger für Ludger Feldmann, der den Schriftleiter bei der Drucklegung technisch unterstützt, eine letzte Korrekturlesung durchführt und mit der Druckerei guten Kontakt
hält. Der Vorstand nimmt aus dem Kreis der DEUQUA-Mitglieder gerne Vorschläge oder Eigenbewerbungen für die Aufgabe des „Assistant Editors“ entgegen. Die Nachwahl in den Beirat erfolgt dann auf
der Mitgliederversammlung anlässlich der DEUQUA-Tagung in Wien.
Mit den besten Grüßen
Margot Böse, Berlin (Präsidentin)
Holger Freund, Wilhelmshaven (Editor E&G)
Im Rahmen des für die Jahre 2008-10 bewilligten Leibniz Pakt für Forschung und Innovation werden am
Leibniz Institute for Applied Geosciences (GGA-Institut) in Hannover neue Lumineszenz-Datierungstechniken zur Bestimmung des Ablagerungsalters von Küsten- und Flusssedimenten sowie Lössen
entwickelt. Die Lumineszenz-Arbeitsgruppe am GGA-Institut besteht aus drei Wissenschaftlern und neun Doktoranden. Mit Frau Dr. Sumiko Tsukamoto konnte eine in diesem Fachgebiet international
renommierte Wissenschaftlerin gewonnen werden.
Im Rahmen des Projektes werden methodische und angewandte Fragestellungen mit dem Ziel bearbeitet, methodische Verbesserungen unmittelbar in der Praxis zu testen und die Ergebnisse für weitere
technische Entwicklungen zu nutzen. Der methodische Anteil beinhaltet in Zusammenarbeit mit Dr. Mayank Jain (Risö Forschungszentrum, Dänemark), Dr. Matthias Krbetschek (Sächsische Akademie der
Wissenschaften, Quartäre Geochronologie, Freiberg) und Dr. Andrew Murray (Universität Aarhus, Dänemark) die Weiterentwicklung von Datierungstechniken aus dem gesamten Spektrum der
Lumineszenz-Technologie sowie den Bau eines tragbaren Lumineszenz-Gerätes für den Feldeinsatz. Bei den thematischen Arbeiten steht die hoch differenzierte zeitliche Aufschlüsselung von
Sedimentabfolgen ausgewählter terrestrischer und flachmariner Sedimentarchive im Mittelpunkt – und damit die Lösung von Fragestellungen, die durch die parallel durchgeführten methodischen
Entwicklungen in dieser Form erstmals angegangen werden können.
Rhein-Flussgeschichte
Genaue Kenntnisse über das Ausmaß von landschaftsverändernden wetter- oder klimainduzierten Ereignissen sind vor allem in der Nähe von Flüssen und im Küstenraum von hohem Allgemeininteresse.
Flusslandschaften mit ihren Überschwemmungsebenen und Niederterrassen sind sensitive Landschaftssysteme. Extreme Wetterereignisse wie die „Jahrtausendflut“ des Jahres 1342 sind neben der
katastrophalen Wirkung auf die menschliche Gesellschaft landschaftsgestaltend. Dokumentiert wird dies mit bis zu 15 m tiefen Erosionsrinnen und 6 bis 8 m mächtige Umlagerungen von Flussschottern
des Rheins in Süddeutschland. Das Ausmaß der Sedimentationsdynamik in großen und kleinen Flusssystemen wird exemplarisch in der Niederrheinischen Bucht in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. J.
Klostermann (Geologischer Dienst Nordrhein-Westfalen, Krefeld) mit Hilfe der Lumineszenz-Datierungsverfahren untersucht. Ziel ist die zeitliche Erfassung von Perioden intensiver fluviatiler
Aktivität, vorrangig für das Zeitfenster der letzten 100.000 Jahre.
Küstendynamik an Nord- und Ostsee:
Während der letzten 10.000 Jahre führten Klimawandel und Meeresspiegelschwankungen, aber auch extreme Wetterereignisse zu erheblichen Verschiebungen der Küstenlinie und hatten damit unmittelbare
Auswirkung auf die anthropogene Nutzung des Küstenraums. An Nord- und Ostsee wurden und werden große Mengen Sedimente mobilisiert, was zu ausgedehnten Sedimentakkumulationen wie die
Barriere-Inseln an der Nord- und die Nehrungen an der Ostseeküste führt. Gleichwohl sind nur wenige Informationen über die tatsächliche Entwicklung des Meeresspiegels und die Veränderungen der
Küstenlinie im Bereich der südlichen Nordsee sowie der Küste Mecklenburg-Vorpommerns und Polens vorhanden. Durch Einsatz der verbesserten Techniken werden wir in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. J.
Harff (Leibniz Institut für Ostseeforschung, Warnemünde) sowie Prof. C. Betzler (Universität Hamburg) und Prof. Dr. R. Lampe (Universität Greifswald) die zeitliche Abfolge von
Sedimentmobilisierungen an Land und im flachmarinen Küstenbereich der Nord- und Ostsee eingehend untersucht und die Datenbasis für die Modellierung von Klimaschwankungen wesentlich erweitert.
Maarsedimente und Lösse der West- und Osteifel:
Eiszeitlich abgelagerte Lösse sind die weltweit am weitesten verbreiteten und hoch auflösenden terrestrischen Klimaarchive. Während marine Sedimente und Eisbohrkerne aus Grönland und der
Antarktis überwiegend globale Klimasignale aufzeichnen, geben Lössablagerungen und Seesedimente darüber hinaus auch Hinweise auf regionale und lokale Klima- und Umweltbedingungen. Im Rahmen der
beantragten Förderung wollen wir in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Frank Sirocko (Universität Mainz) die kontinuierlichen Sedimentabfolgen aus Maaren der Westeifel mit Lössablagerungen der Osteifel
und des Mittelrheingebiets korrelieren. Erstere bilden seit ihrer vulkanischen Entstehung Sedimentfallen. Die Aufeinanderfolge extremer Staubsturmereignisse während des letzten Glazials in
Mitteleuropa ist hier hervorragend dokumentiert. Ziel der Untersuchungen ist eine gegenüber früheren Erhebungen wesentlich genauere Erfassung der zeitlichen Verteilung solcher
Staubsturmereignisse und der damit verbundenen Phasen verstärkter Aridität. Die Ergebnisse haben Einfluss auf die Modellierung und Kopplung von Paläoklima mit atmosphärischen Zirkulationsmustern
sowie des Staubgehaltes der geologischen Vergangenheit in der Atmosphäre.
Mittelpleistozäne Lösse
Quarze haben bei der Anwendung von “Thermisch-transferierter optisch stimulierter Lumineszenz (TT-OSL)“ eine deutlich höhere
Sättigungsgrenze. Damit ist es theoretisch möglich, Altersbestimmungen bis zu 1 Million Jahren vorzunehmen. Im Rahmen der methodischen Arbeiten zur gepulsten OSL sowie Thermisch-transferierten
OSL werden die Untersuchungen in Zusammenarbeit mit Ass. Prof. Dr. Erzsébet Horváth (Eötvös loránd Universität Budapest), Prof. Dr. Birgit Terhorst (Universität Wien) und Prof. Dr. Slobodan
Markovic (Universität Novi Sad, Serbien) auf mittelpleistozäne Lösse ausgedehnt, um verlässlichere Altersangaben für den Zeitbereich von mehreren 100.000 Jahren zu erhalten. Die für die
Menschheitsgeschichte bedeutenden steinzeitlichen Siedlungsplätze und -abläufe aus Löss-/Paläobodenabfolgen werden dadurch mit bisher nicht erreichter Auflösung datierbar und lassen daher auch
neue Erkenntnisse aus einem Überlappungsbereich von Natur- und Geisteswissenschaften erwarten.
Weitere Information: Prof. Dr. Manfred Frechen, GGA-Institut, Stilleweg 2, 30655 Hannover
Manfred.Frechen@gga-hannover.de
Vom 30. November bis zum 2. Dezember 2007 trafen sich in Wien 37 Wissenschaftler aus Deutschland,
Österreich und der Schweiz, um über Datierungen mittels Lumineszenz- und Elektronen-Spin-Resonanz (ESR) zu diskutieren. Die Tagung wurde in Zusammenhang mit dem neuen Datierungslabor für Optisch
Stimulierte Lumineszenz (OSL) erstmalig in Wien von Markus Fiebig und seiner Arbeitsgruppe am Institut für Angewandte Geologie der Universität für Bodenkultur Wien ausgerichtet. Die jährlich
stattfindenden Tagungen beschäftigen sich mit den verschiedenen Anwendungsgebieten von Lumineszenz und ESR, wie z. B. der Datierung von archäologischen Funden und Fundhorizonten. Neueste
Entwicklungen im Bereich der Methodik und eine Vielzahl von Fallbeispielen werden präsentiert und ergeben jeweils einen guten Überblick über die laufenden Forschungsarbeiten im deutschsprachigen
Raum.
Das Themenspektrum der Tagung 2007 beinhaltete Datierungen von marinen Terrassen aus Ligurien (Italien), von Dünen aus dem Südosten Australiens, von Löss-Paläosol-Sequenzen aus Ungarn und
Fallstudien an glaziofluvialen Sedimenten aus Ost- und Norddeutschland. Ein Überblicksvortrag über die Forschungsentwicklung der vergangenen zehn Jahre im Bereich der
Infrarot-Radiofluoreszenz-Datierung sowie die Präsentation der neuesten Entwicklungen in der ESR-Datierung von äolischen Sedimenten und der Datierung von Xenolithen in Vulkaniten ergaben ein
gutes Abbild des derzeitigen Forschungsstandes.
Im Rahmen der Tagung führte die Wiener Landesgeologin Christine Jawecki eine Exkursion auf den Kahlenberg im Wiener Wald. Die eiszeitliche und tertiäre Entwicklung des Wiener Beckens wurde
vorgestellt und diskutiert. Im Weiteren wandelte die Exkursion, geführt von Sabine Gruppe, auf den Spuren der Römer im einstigen Vindobona.
Nach einer abendlichen Tour durch das Naturhistorische Museum sowie beim Heurigen (auf Einladung der Stadt Wien) konnten die Teilnehmer ausführlich über die Präsentationen der Tagung diskutieren.
Man darf nun gespannt sein, welche Fortschritte sich im Bereich der Datierungen mittels Lumineszenz und ESR bis zur nächsten Tagung 31.10.-2.11. in Leipzig (Kontakt: drichter@eva.mpg.de) in einem
Jahr ergeben werden.
Kontakt: markus.fiebig@boku.ac.at, drichter@eva.mpg.de, preusser@geo.unibe.ch
Markus Fiebig, Wien; Daniel Richter, Leipzig, Frank Preusser,
Berlin & Bettina Schenk, Wien
Stottmeister, L., Jordan, H. & Röhling H.-G. (2007): Geologischen Karte 1 : 25.000
(GK 25) von Sachsen-Anhalt Blatt 3732 Helmstedt mit Erläuterungen. – Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt; Halle (Saale).
ISBN 3-929951-22-3, Preis: 35,00 €
Die Revisionskartierung der GK 25 - 3732 Helmstedt wurde Ende 2007 mit dem
Druck der Erläuterungen abgeschossen. Damit ist ein weiteres Blatt an der Grenze von Sachsen-Anhalt und Niedersachsen bearbeitet und durch das Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt
herausgegeben worden.
Die geologische Erstkartierung des Blattes Helmstedt erfolgte von T. Schmierer (1914) auf der Basis von Geländebegehungen sowie 40 Bohrungen, die um ca. 1900 fast ausschließlich für die
Kali- und Salzindustrie abgeteuft wurden. Durch den immensen Kenntniszuwachs im Laufe des 20. Jahrhunderts durch Rohstoff- und Grundwassererkundungen, vor allem aber durch die Standorterkundungen
im Zeitraum 1983‑1998 für das inzwischen stillgelegte Endlager für radioaktive Abfallstoffe Morsleben (ERAM) wurde eine komplexe Revisionskartierung dringend erforderlich. Diese ist 1993/94 auf
dem niedersächsischen und 1999‑2001 auf dem sachsen-anhaltischen Teil des Blattes durchgeführt worden.
Die geologische Bearbeitung des Gebietes und die stratigraphische Zuordnung der Schichten stützt sich auf ca. 4.000 Hand- und Motorhammersondierungen bis 2 m Teufe, 1.200 tiefere Bohrungen,
mehr als 100 Tagesaufschlüsse und 13 Kartierungsschürfe. Hinzu kommen zahlreiche sedimentologische und paläontologische Untersuchungen sowie Auswertungen umfangreicher unveröffentlichter
Unterlagen aus verschiedenen Erkundungsprojekten.
Der aktuelle Kenntnisstand ist in einer Geologischen Grundkarte, einer Karte ohne quartäre Bildungen, einem Blatt Geologische Schnitte und, unter Mitwirkung weiterer Autoren, in 6 Beikarten
(Quartärbasis, Archäologie, Geophysik, Rohstoffe, Hydrogeologie und Baugrund) dargestellt worden. Die Lagerungsverhältnisse im Bereich der Weferlingen-Schönebeck-Scholle,
der Lappwald-Scholle und der sehr komplexe Bau der Allertal-Salzstruktur werden in dem Blatt Geologische Schnitte veranschaulicht. Die Erläuterungen umfassen 260 Seiten mit 49 Abbildungen und 22
Tabellen. Erstmalig ist eine CD-ROM beigefügt, die als georeferenzierte Karten sowohl die Grundkarte der 1. Auflage von Schmierer (1914) als auch die Grundkarte und die Karte ohne quartäre
Bildungen der 2., neubearbeiteten Auflage enthält.
C.-H. Friedel & L. Stottmeister, Halle/Saale
Während der DEUQUA Tagung 2004 in Nijmegen (Niederlande) lag ein thematischer Schwerpunkt auf der
Entwicklung des Rheinsystems im späten Tertiär und Quartär. Angeregt durch die dort vorgestellten Forschungsergebnisse wurde den Teilnehmern vom „Netherlands Journal of Geosciences“ (NJG) ein
Sonderband in dieser Zeitschrift angeboten. Dieser im Frühjahr 2008 erschienene Band fasst in hervorragender Weise den wissenschaftlichen Stand, insbesondere im nördlichen Oberrheingraben sowie
der Niederrheinischen Bucht zusammen. Dass das Geoarchiv des Rheins weiterhin ein wichtiger Schwerpunkt der Quartärforschung ist zeigen die Aktivitäten der Forschungsbohrungen im Heidelberger
Becken (vgl. Gmit Nr. 27). Hierzu wird Ende 2008 ein Doppelheft im Quaternary Science Journal (Eiszeitalter und Gegenwart) erscheinen.
Der nun vorliegende NJG Band, welcher von W.E. Westerhoff (TNO) herausgegeben wurde, beinhaltet einen Übersichtsbeitrag zur Entwicklung des Rheins im Tertiär und Quartär von F. Preusser (Uni
Bern). Fünf Artikel beschäftigen sich mit dem Oberrheingraben. Hierbei untersuchten E.-M. Hagedorn & W. Boenigk (Uni Köln) die fluviatile Entwicklung des Gebiets unter besonderer
Berücksichtigung der Schwermineralverteilung. Das Zusammenwirken von Tektonik und Erhaltung fluviatiler Sedimente beschreiben M. Weidenfeller & T. Kärcher (LGB RP). C. Rolf (GGA-Institut) et
al. stellen die Ergebnisse paläomagnetischer Untersuchungen an der Bohrung Ludwigshafen-Parkinsel vor. Zur Paläobotanik mit räumlichem Schwerpunkt Ludwigshafen-Mannheim liefert M. Knipping (Uni
Hohenheim) neuste Forschungsergebnisse. Ein letzter Beitrag zur vegetationsgeschichtlichen Entwicklung des Oberrheingrabens seit dem letzten Spätglazial folgt von J.A.A. Bos (Uni Utrecht) et
al.
Zwei Artikel behandeln die neusten Untersuchungen im Plio- und Pleistozän der Niederrheinischen Bucht. H.A. Kemna (Uni Köln) stellt eine überarbeitete Stratigraphie im deutsch-niederländischen
Grenzgebiet vor. Die paläogeographische Entwicklung im Rhein-Maas-Gebiet während des Oberpliozäns und Unterpleistozäns beschreiben W.E. Westerhoff et al.
Mit diesem Band ist beim NJG wiederum ein auch hinsichtlich seiner Aufmachung und graphischen Umsetzung überdurchnittlicher Band erschienen, der sicherlich eine weite Verbreitung, nicht nur in
den Quartärwissenschaften, finden wird. Weitere Informationen zu diesem Band und dem NJG sind unter www.njgonline.nl abrufbar. Dort wird auch eine Vielzahl klassischer Artikel der letzten
Jahrzehnte aufgeführt, die als PDF derzeit frei erhältlich sind.
Christian Hoselmann, Wiesbaden
News zur DEUQUA-Tagung
31.08.-06.09.2008 in Wien
Tagungsprogramm
Wir möchten darauf hinweisen, dass es keine Überschneidung zwischen der
Exkursion "Löss in der Wachau" vom 4.9.08 und der Exkursion nach Tschechien vom 5. - 6.9.08. Wir nehmen gerne Nachmeldungen an (bitteper email an f.hintermueller@boku.ac.at).
Extended abstract in Form von publication Bitte die beigefügten Formatvorgaben bei der Formulierung der Kurzfassung beachten. Kurzfassungen müssen mindestens 6000 Zeichen und dürfen maximal 22 000 Zeichen umfassen und müssen bis 15.05.08 bei f.hintermueller@boku.ac.at eingegangen sein. Alle angenommenen Beiträge werden neben der Publikation im Tagungsband auch in einer Reihe der Geologischen Bundesanstalt veröffentlicht.
Vorträge
Das Vortragsprogramm der Tagung wird am 01. Juni 2008 bekannt gegeben.
Als Tagungsvorträge kommen nur die Beiträge in Betracht, die rechtzeitig eine aussagekräftige Kurzfassung eingesendet haben. Die Entscheidung über die Verteilung Poster versus Vorträge wird
nach der deadline der Kurzfassungen vom Organisationsteam getroffen.
Abendprogramm
Ein Sponsoring der Abendveranstaltung im Naturhistorischen Museum ist uns in Aussicht gestellt worden. Bei dieser Gelegenheit wird auch ein Buffet organisiert sein. Bitte die 15
EUR als Unkostenbeitrag zu verstehen - die Gegenleistung wird an diesem Abend sehr viel mehr Wert sein. Wir nehmen auch hier sehr gerne Nachmeldungen an (bitte per email
an f.hintermueller@boku.ac.at).
Zahlungsbestätigungen An alle TeilnehmerInnen die bereits Einzahlungen geleistet haben, werden ab der Osterwoche entsprechende Quittungen
versendet.
Und für alle, die sich noch nicht angemeldet haben Die Anmeldung zur DEUQUA-Tagung 2008 in Wien ist weiterhin offen! Das Anmeldeformular ist auch online (www.deuqua.de oder www.baunat.boku.ac.at/10215.html) abrufbar.
Wir freuen uns auf Ihren/Euren Besuch in Wien!
Markus Fiebig, Christine Neugebauer-Maresch, Martina Pacher,
Jürgen
Reitner & Verena Winiwarter
Zur Teilnahme an der DEUQUA-Tagung in Wien stellt die DEUQUA im Rahmen ihrer Nachwuchsförderung für
studentische Teilnehmer 5 Stipendien à 200 € zur Verfügung.
Für die Bewerbung um ein Stipendium ist ein Antrag mit folgenden Angaben notwendig: ein CV, ein Nachweis des Studierendenstatus, eine kurze Begründung für die Teilnahme an der Tagung sowie ein
inhaltlicher Beitrag zur Tagung (vorzugsweise Poster und das dazugehörige ‚extended abstract’).
Die Unterlagen sind bis zum 30. 6. 2008 an die Geschäftsstelle der DEUQUA zu schicken.
Deutsche Quartärvereinigung
z. H. Herrn J. Elbracht
Stilleweg 2
30655 Hannover
Die 75. Tagung der Arbeitsgemeinschaft Norddeutscher Geologen findet 2008 traditionsgemäß in der
Woche nach Pfingsten statt. Die Fachtagung wird vom Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) und der Arbeitsgemeinschaft Norddeutscher Geologen im Geozentrum Hannover
ausgerichtet.
Schwerpunkt der Tagung sind Themen aus der regionalen Geologie Norddeutschlands mit Augenmerk auf den südniedersächsischen Raum. Themen der angewandten Geowissenschaften (u.a. Rohstoffwirtschaft,
Hydro- und Ingenieurgeologie, Geothermie, Energiewirtschaft) und die zeitgemäße Bereitstellung von Geodaten stehen im Mittelpunkt und werden ergänzt durch Vorträge zum Geotopschutz, Geo-Tourismus
sowie zur Archäologie.
Es ist das Bestreben der Veranstalter, den aktuellen Stand der regionalen geowissenschaftlichen Grundlagenforschung und ihrer Nachbardisziplinen sowie die praktische Anwendung der Ergebnisse zu
präsentieren. Hierzu sind neben den Geologischen Landesdiensten auch Vertreter aus Universitäten, Hoch- und Fachschulen sowie Geo-Unternehmen und Vertreter der Wirtschaft eingeladen. Besonders
angesprochen sind junge Kolleginnen und Kollegen, sich mit praxisnahen Themen aus dem Kerngebiet der Geologie sowie zu fachübergreifenden geowissenschaftlichen Schwerpunkten zu
präsentieren.
Weitere Informationen finden Sie auf unserer Internetseite (www.lbeg.niedersachsen.de). Gerne nehmen wir Sie in
unser Adressverzeichnis auf. Sie erhalten dann automatisch das endgültige Tagungsprogramm zugeschickt. Bitte übermitteln Sie uns Ihre Adresse an:
Dr. C. Schwarz / Dr. J. Elbracht
c/o Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie
Stilleweg 2
30655 Hannover
Tel: +49-(0)511-643-3610
Fax: +49-(0)511-643-53 3605
Mail: GeolLandesaufnahme@lbeg.niedersachsen.de