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In dem seit einiger Zeit schwelenden Konflikt um den stratigraphischen Status des Quartärs zeichnet sich eine Annäherung der Standpunkte ab. Die Auseinandersetzung zwischen der Internationalen Commission on Stratigraphy (ICS), einem Organ der International Union of Geological Sciences (IUGS), und der International Union for Quaternary Research (INQUA) gründet sich in dem Bestreben der ICS, das Quartär als Begriff aus der offiziellen stratigraphischen Tabelle zu entfernen. Das gleiche Schicksal war vor einigen Jahren bereits dem Tertiär widerfahren, welches seitdem kein Bestandteil der von der IUGS ratifizierten stratigraphischen Tabelle ist (vgl. Abbildung). Der Hintergrund dieses Anliegens ist der Versuch, die letzten Überbleibsel des stratigraphischen Systems aus dem 19. Jahrhundert abzuschaffen, nach dem die Erdgeschichte in vier Phasen unterteilt wurde (Primär, Sekundär, Tertiär, Quartär). Nach dem Plan der ICS sollte das Quartär als Ära abgeschafft werden und das Neogen bis in die Jetztzeit reichen. Das Neogen würde dann in die Epochen Miozän, Pliozän, Pleistozän und Holozän unterteilt (Abbildung). Diese Gliederung wurde im Jahre 2004 in dem Buch " Geological Time Scale" (Cambrigde University Press), welches den Anschein einer offiziellen Publikation der ICS und somit der IUGS erweckt, veröffentlicht. Viele Kollegen gehen deshalb davon aus, dass das Quartär nunmehr offiziell als geologische Zeiteinheit abgeschafft ist.
Gegen dieses Vorgehen der ICS wurde eine Reihe von Protesten eingelegt. Die INQUA vertritt den Standpunkt, dass ein etablierter Begriff wie Quartär nicht einfach auf Grund des Beschlusses einer Kommission aus dem offiziellen Sprachgebrauch gestrichen werden darf. Dieses ist zum einen durch stratigraphische Argumente begründet, da das Zeitalter des Quartärs und die damit einhergehenden Vergletscherungen großräumige Veränderungen der Erdoberfläche mit sich brachten und in vielen Regionen sich deshalb ein deutlicher Wechsel im geologischen Ablagerungsmilieu zeigt. Zudem fällt das Quartär mit dem Auftreten einer Gattung zusammen, welcher weit über geologische Betrachtungen hinaus eine besondere Bedeutung zukommt " der Mensch". Weiterhin finden verschiedene wissenschaftliche Richtungen eine gemeinsame Basis in dem Begriff Quartär, indem sie sich mit dem gleichen Zeitabschnitt beschäftigen und die geologische und geomorphologische, aber auch die biologische (Fauna und Flora) und nicht zuletzt die menschliche Evolution betrachten. Dabei steht vor allem die Frage des Einflusses des häufigen Klimawandels, welcher das Quartär als geologische Zeiteinheit prägt, im Vordergrund. Gerade letzteres ist im Zusammenhang mit der gegenwärtigen Diskussion um den globalen Klimawandel höchst aktuell. Darüber hinaus identifizieren sich über den Begriff Quartär weltweit eine ganze Reihe von multidisziplinären wissenschaftlichen Gesellschaften (z.B. Quaternary Research Association) und renommierten internationalen Zeitschriften (z.B. Quaternary Science Reviews). Ein Herabsetzten des Status oder gar Entfernen des Begriffes aus dem stratigraphischen System erscheint somit wenig hilfreich im Bestreben, die interdisziplinäre Zusammenarbeit weiter zu stärken und eine größere Öffentlichkeit zu erreichen. Zudem ist davon auszugehen, dass der Begriff auch bei einer offiziellen Abschaffung weiterhin im allgemeinen Sprachgebrauch bleiben würde, dann aber nicht mehr eindeutig definiert wäre. Dies kann eigentlich nicht im Sinne einer Kommission sein, die für eine Normierung des stratigraphischen Sprachgebrauchs zuständig ist.
Als Reaktion auf die Proteste von Seiten der INQUA wurde nach verschiedenen Kompromissen gesucht. Eingehend wurde der Vorschlag diskutiert, dem Quartär den Status einer Sub-Ära zuzugestehen. Die einzigen bisherigen Sub-Ären sind das Pennsylvanian und das Mississippian, die das Karbon in Nordamerika weiter unterteilen, aber außerhalb von Nordamerika kaum in Gebrauch sind. Der vorgeschlagene Kompromiss ließ deshalb befürchten, dass es sich bei dieser Degradierung mittelfristig um eine Abschaffung des Begriffs Quartär handelt. In einer Umfrage der INQUA unter ihren Mitgliedsorganisationen sprach sich dann auch eine überwiegende Mehrheit gegen diesen Kompromiss aus. Dies führte zu in einer Art Patt-Situation, da die ICS keine weitere Gesprächsbereitschaft zeigte.
Eine überraschende Wende in der Kontroverse leitete ein kürzlich verbreitetes Schreiben des Präsidenten der IUGS, Professor Zhang Hongren, ein. Dieser rügt scharf die Vorgehensweise der ICS im Zusammenhang mit der Quartärfrage und stellt klar, dass die 2004 erschienene Geologische Zeitskala nicht vom Vorstand der IUGS ratifiziert wurde. Sie ist somit weder bindend noch ist sie im Sinne des Vorstandes der IUGS. Die Nutzung der Embleme der IUGS und ICS im Zusammenhang mit dieser Publikation sind als nicht zulässig anzusehen. Weiterhin stellte Professor Hongren klar, dass die auf der Internetseite der ICS darstellte geologische Zeitskala nur der persönlichen Vorstellung einiger Mitglieder der ICS entspricht (Anmerkung: die Darstellung auf der Internetseite der ICS www.stratigraphy.org wurde inzwischen geändert). Der Vorstand der IUGS konstatierte weiterhin, dass die ICS gegen die Interessen und Vorgaben der IUGS gehandelt hat und mahnt die mangelnde Kommunikation ab. Die Vorgehensweise der ICS hat sowohl dem Ansehen der ICS als auch der IUGS schwer geschadet. Als Konsequenz wurde das Budget der ICS für das Jahr 2007 nur unter Vorbehalt genehmigt und wird derzeit in Reserve gehalten. Bis zu einer endgültigen Klärung der Frage bleibt die Geologische Zeitskala des Jahres 2000 gültig (vgl. Abbildung). Der Vorstand der IUGS forderte die ICS nachdrücklich auf, sich in der Quartärfrage dem Standpunkt der INQUA anzunähern und diese Frage bis zum International Geological Congress im Sommer 2008 zu einem Konsens zu bringen.
Das Einlenken des Vorstandes der IUGS ist von Seiten der INQUA sehr positiv aufgenommen worden. Erste neuere Gespräche zwischen INQUA und ICS deuten darauf hin, dass die Position der Quartärforschung nunmehr berücksichtigt werden wird. Nach diesem Vorschlag wird der Begriff Quartär beibehalten und an der Basis des Gelasian definiert (2,6 Ma). Es bleibt zu hoffen, dass mit der Umsetzung dieses Vorschlages eine langwierige Diskussion ein Ende findet. Frühere Beiträge über die Quartär-Kontroverse finden sich in Quaternary Perspectives, dem Nachrichtenblatt der INQUA (freier Zugriff via www.deuqua.de).
Frank Preusser, Bern
Im März 2007 fand die von Dr. Sven Lukas (Universität Bern) organisierte quartärwissenschaftliche Exkursion nach Schottland statt. Die Exkursion bot den Teilnehmern fachlich ein breites Spektrum, um einen umfassenden Überblick über die Geomorphologie und Quartärgeologie Schottlands zu erhalten. In den sechs Tagen wurde eine Einführung in das Quartär Schottlands gegeben, wobei das Augenmerk hauptsächlich auf den glazialen und periglazialen Landformen und Sedimenten lag, die während der letzten Vereisungsperiode (Jüngere Dryas, 12,68 bis 11,59 ka BP) gebildet wurden und aufgrund schneller Deglaziation und mangels intensiver holozäner Überprägung hier sehr gut erhalten sind.
Am ersten Tag der Exkursion konnte sich die Gruppe ein Bild darüber machen, wie deutlich die glazialen Landformen in Schottland ausgeprägt sind. In der Nähe des Loch Lomonds im Midland Valley war ein morphologisch gut erhaltenes Drumlinfeld zu sehen, das vom letzten Inlandeis (Devensian Stage) gebildet wurde und während der Jüngeren Dryas überformt worden ist. Am Loch Lomond kann die Verbreitungsgrenze des Loch Lomond Stadials, welches in Schottland mit der Younger Dryas gleichzusetzen ist, erkannt werden. In diesem wissenschaftshistorisch bedeutenden Gebiet wies Simpson 1933 zum ersten Mal die Überprägung der während der letzten Eiszeit gebildeten Landformen nach, die während der Jüngeren Dryas erfolgte.
Ziel des zweiten Exkursionstages war das Rannoch Moor in den Western Highlands, ein Gebiet, in dem Golledge 2006 drei verschiedene Moränentypen von einander abgegrenzt hat. Diese landschaftsprägenden Moränen zeigen die Variabilität der klimatischen Bedingungen während der Jüngeren Dryas in den einzelnen Territorien Schottlands. Im Laufe der Exkursion wurde deutlich, dass, obwohl geomorphologisch und sedimentologisch innerhalb Schottlands eine große Einheitlichkeit für den Zeitraum der Jüngeren Dryas existierte, es dennoch markante Unterschiede in der Landschaftsüberformung der einzelnen Gegenden gibt.
Am Beispiel des Glen Roys wurde demonstriert, wie während der Jüngeren Dryas das Eis immer wieder lokal die Abflüsse der Flüsse River Roy und River Spey so stark blockiert hat, dass sich jeweils ein ausgedehnter Eisstausee herausbilden konnte, dessen Ausmaße durch die noch deutlich erkennbaren Uferterrassen in verschiedenen Höhenlagen nachzuweisen sind.
An der schottischen Westküste besuchten die Exkursionsteilnehmer im Glen Torridon das Tal der hundert Hügel ("Valley of a hundred hills"), ein Gebiet, welches durch die während der Jüngeren Dryas entstandenen "Hummocky moraines" gekennzeichnet ist. Hummocky moraines sind auf den ersten Blick durch scheinbar chaotische Sedimentationsverhältnisse geprägt und entstanden in situ u. a. in Form von debris flows als Produkt der Eisstagnation. Sven Lukas verdeutlichte an dieser Lokalität die typischen Sedimentationsformen der Hummocky moraines anhand eines Aufschlusses. Glaziale Taldurchbrüche und Fjordsysteme der Westküste Schottlands waren weitere Ziele des Exkursionstages.
In den NW Highlands wurden glazitektonische Sedimente und überfahrene Moränen der Jüngeren Dryas vorgestellt sowie deren charakteristische Sedimentologie und Morphologie aufgezeigt, wobei wiederum beispielhafte Hummocky moraines betrachtet wurden, die sedimentologisch die sogenannten "terrestrial ice-contact fans" repräsentieren. Die Exkursionsgruppe konnte sich außerdem ein Bild von der durch Sven Lukas rekonstruierten Eismassenausdehnung während der Jüngeren Dryas im Gebiet nördlich des Loch Shin machen und deren Grenzen anhand mehrerer Lokalitäten nachvollziehen.
Später war es möglich, an der Nordwestküste einige der ältesten Gesteine in Europa zu betrachten (Lewisian Gneis, datiert mit 3,0-2,8 Ga), die bis vor 420 Ma Teile des Kontinents Laurentia (Nordamerikanische-Grönländische Platte) gewesen sind. Durch die Kollision zwischen Laurentia und Baltica bildete sich ein neuer Kontinent (Laurussia), dessen Reste auch in Schottland anstehen.
Am letzten Tag der Exkursion durchwanderten die Exkursionsteilnehmer den Drumochter Pass in den Central Grampian Highlands. Dabei wurden die Ausdehnung und den Rückzug des lokalen Gletschers während der Jüngeren Dryas diskutiert. Die Deltaablagerungen eines Eisstausees konnten in verschiedenen Aufschlüssen untersucht werden.
Den Teilnehmern wurde somit im Laufe der Exkursion ein umfassender Einblick über die geologischen und geomorphologischen Prozesse in Schottland während der Jüngeren Dryas gegeben. Ein großer Dank gilt dem Exkursionsleiter Sven Lukas für die ausgezeichnete wissenschaftliche Führung und Organisation der Exkursion.
Dana Seehaus, Berlin
Das Institut für Geowissenschafliche Gemeinschaftsaufgaben (GGA-Institut) in Hannover hat am 5. und 6. Dezember 2006 zum 3. Workshop "Forschungsbohrung Heidelberger Loch" in seinen Arbeitsbereich Grubenhagen in der Nähe von Einbeck eingeladen. Im Rahmen des Workshops, an dem 22 WissenschaftlerInnen teilnahmen, wurden der aktuelle Stand der Bohrungen, erste Forschungsergebnisse sowie die Planungen zu einem DFG-Antragspaket diskutiert. Im Zentrum des Vorhabens stehen die drei Forschungsbohrungen Heidelberg UniNord, Viernheim und Ludwigshafen-Parkinsel, die im Bereich des Heidelberger Beckens abgeteuft wurden. Die Bohrkerne liegen vollständig in Linern vor, so dass zur wissenschaftlichen Bearbeitung qualitativ hochwertiges Material zur Verfügung steht. Fertig gestellt sind zwei 300 m tiefe Bohrungen im Bereich Ludwigshafen-Parkinsel (Rheinland-Pfalz) sowie die Forschungsbohrung Viernheim (Hessen) mit einer Endteufe von 350 m. Die mit geplanten 500 m Endteufe tiefste Bohrung in der Nähe des Sportzentrums Nord der Universität Heidelberg (Baden-Württemberg) ist derzeit aus technischen Gründen bei einer Teufe von 190,4 m eingestellt, soll aber im Laufe des Jahres 2007 abgeschlossen werden (zur Lage der Bohrungen vgl. Abbildung). Ziel des Forschungsvorhabens ist es, mit den drei Bohrungen unterschiedliche Faziesräume des Heidelberger Beckens zu erkunden. Das Heidelberger Becken stellt die größte quartäre Sedimentsukzession im Oberrheingraben dar. Erwartet wird somit ein zeitlich hoch aufgelöstes Sedimentarchiv, das insbesondere ein detailliertes Abbild der pleistozänen Landschafts- und Klimaentwicklung aufzeigt. Dazu werden Erkenntnisse zur tektonischen Entwicklung des nördlichen Oberrheingrabens im Pliozän und Pleistozän erwartet (vgl. auch GMIT Nr. 25 S. 66-68). Während die Forschungsbohrungen in einer engen Zusammenarbeit zwischen dem Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau im Regierungspräsidium Freiburg (Baden-Württemberg, LGRB), dem Hessischen Landesamt für Umwelt und Geologie (HLUG), dem Landesamt für Geologie und Bergbau Rheinland-Pfalz (LGB RP) und dem GGA-Institut realisiert werden, sollen an der weiteren wissenschaftlichen Bearbeitung auch zahlreiche Universitätsinstitute aus ganz Deutschland beteiligt werden.
Zum Beginn des Workshops erläuterte Ch. Rolf (GGA-Institut) die Geschichte des Jagdschlosses Grubenhagen, das heute als Arbeitsbereich des GGA-Instituts, der BGR und des LBEG Niedersachsen dient. Schwerpunkte der fachlichen Arbeiten in Grubenhagen sind Untersuchungen zur Salzmechanik (BGR) sowie das Gesteins- und Paläomagnetiklabor (GGA-Institut). M. Weidenfeller (LGB RP) berichtete dann über die bisherigen Ergebnisse der beiden Bohrungen (P34 und P35) Ludwigshafen-Parkinsel. Umfangreiche geowissenschaftliche Untersuchungen liegen vor allem zur Bohrung P34 vor. Die Pleistozänbasis findet sich bei 176 m unter GOK, bestätigt durch schwermineralogische, paläobotanische, paläontologische und paläomagnetische Untersuchungen. Über erste viel versprechende Untersuchungsergebnisse zur Paläobotanik berichtete im Anschluss M. Knipping (Uni Hohenheim). Ergänzt durch Ergebnisse von weiteren Bohrungen aus dem Umfeld von Ludwigshafen konnten verschiedene pleistozäne Warmzeiten, insbesondere aus dem Cromer-Komplex identifiziert werden. Dabei erstaunt, dass trotz der großen Sedimentmächtigkeiten der Bohrungen ein Nachweis über die beiden letzten Warmzeiten Eem und Holstein bisher nicht gelang. Dagegen ist aus den Lössprofilen im Bereich des Mainzer Beckens eine paläobotanisch voll ausgebildete Eem-Warmzeit bekannt. Anschließend ging Ch. Rolf auf die gesteins- und paläomagnetischen Untersuchungen ein, die Hinweise auf Wechsel in den gesteinsmagnetischen Parametern und in der magnetischen Polarität an der Plio-Pleistozän-Grenze liefern. Frau K. Schaber (Uni Mainz) erläuterte abschließend, welche wesentliche Rolle spezielle sedimentologische Untersuchungen (Rapid Particle Analysis of digital images by ultra-high-resolution scanning of thin sections) bei der Auswertung der Bohrkerne spielen können.
D. Ellwanger (LGRB) stellte den Stand der Forschungsbohrung Heidelberg UniNord vor. Aufgrund bohrtechnischer Schwierigkeiten (unzureichender Kerngewinn in grobklastischen Bereichen) wurde die Bohrung bei 190,4 m unter GOK zunächst eingestellt. Da die Bohrung im Bereich der größten Sedimentmächtigkeit des Heidelberger Beckens steht, wie reflexionsseismische Messungen des GGA-Instituts ebenso gezeigt haben wie die bereits vorliegenden Bohrkerne, wird von den beteiligten Instituten alles daran gesetzt, die Bohrung bis zur geplanten Endteufe niederzubringen. Die Pleistozänbasis wird an dieser Lokation bei ca. 380 m unter GOK erwartet. Trotz aller Schwierigkeiten konnten bereits erste Resultate der Bohrbegleitenden Untersuchungen vorgestellt werden. In der Bohrung Heidelberg UniNord, ergänzt durch Proben aus umliegenden Bohrungen, konnte paläobotanisch durch J. Hahne (Dassel) vorläufig die Holstein-Warmzeit, ein jüngeres Interglazial im Cromer-Komplex sowie der Waal-Komplex nachgewiesen werden. Ch. Hoselmann (HLUG) stellte anschließend die ersten Ergebnisse der Forschungsbohrung Viernheim vor, die 2006 abgeteuft worden ist. Die Bohrung erbrachte einen qualitativ hochwertigen Kern, der die Pleistozänbasis bei 225 m unter GOK erschloss. Die Endteufe wurde in pliozänen Sedimenten bei 350 m erreicht. Schwermineralogische Untersuchungen zeigen, dass die pleistozänen Sedimente ein deutliches überregionales Signal aufweisen, das sich im Wesentlichen durch instabile Schwerminerale aus dem Alpenraum auszeichnet. Dagegen werden die Schwerminerale aus dem Pliozän durch Minerale charakterisiert, die auf lokale Liefergebiete, z. B. aus dem Odenwald, hinweisen. Auch erste Messungen der Suszeptibilität zeigen einen markanten Wechsel an der Plio-/Pleistozän-Grenze. Sowohl in Heidelberg als auch in Viernheim konnten durch das GGA-Institut umfangreiche bohrlochgeophysikalische Messungen vorgenommen werden, die Th. Wonik (GGA-Institut) erläuterte. Um zwischen den einzelnen Lokationen korrelieren zu können, müssen die Daten jedoch umfangreicheren statistischen Untersuchungen unterzogen werden. H. Buness (GGA-Institut) berichtete, dass durch die Auswertung der VSP-Logs die im Vorfeld der Bohrungen durchgeführten seismischen Messungen einem verbesserten Prozessing unterzogen werden können.
R. Greiling (Uni Heidelberg) skizzierte dann eine Projektidee, wie mit Hilfe von elektromagnetischen Reflexionsmessungen (EMR-Messungen) und deren Auswertung neue Erkenntnisse zur Hebungsgeschichte und Spannungsverteilung im südlichen Odenwald erzielt werden können. Ein neuer Ansatz zur Datierung von fluviatilen Akkumulationsaltern in der Altersspanne von einigen 100 ka bis 5 Ma stellt die "Burial Age Dating-Methode" dar, die von A. Dehnert (Uni Bern) vorgestellt wurde. Diese noch in der Entwicklung befindliche Datierungsmethode wurde in der Niederrheinischen Bucht an fluviatilen Sedimenten angewandt. Zwar sind die Fehlerbalken derzeit noch recht groß, aber mit der Optimierung des Messverfahrens sowie umfangreichen zusätzlichen Auswertungen des Datenmaterials wird künftig eine Verbesserung des Verfahrens und somit eine verlässlichere Altersangabe erwartet. Dazu beitragen sollen auch Untersuchungen an fluviatilen Sedimenten der Forschungsbohrung Viernheim.
Nach diesem fachlichen Teil des Workshops erläuterte G. Gabriel (GGA-Institut) das Votum der DFG-Senatskommission für Geowissenschaftliche Gemeinschaftsforschung (Geokommission) zu dem Gesamtvorhaben, deren Anregungen bei der Ausarbeitung des DFG-Antragspakets Berücksichtigung finden werden. Im Laufe der nächsten Monate sollen die Einzelanträge formuliert und möglichst noch in der ersten Jahreshälfte 2007 bei der DFG als Antragspaket eingereicht werden.
Am zweiten Tag des Workshops wurde im Rahmen einer "Kernparty" die im Kernlager in Grubenhagen ausliegenden Kerne der Forschungsbohrungen Heidelberg UniNord und Viernheim diskutiert. Die Kerne wurden in Grubenhagen halbiert, so dass jeweils eine in Folie eingeschweißte Archivhälfte sowie eine Bearbeitungshälfte vorliegt. Übereinstimmend wurde von den Teilnehmern des Workshops festgestellt, dass die Kerne der Bohrung bei Viernheim von ausgezeichneter Qualität sind und Potenzial für detaillierte wissenschaftliche Untersuchungen in den nächsten Jahren liefern werden. Von unterschiedlichen Arbeitsgruppen wurden Bereiche zur Kernbeprobung markiert, die in den kommenden Wochen stattfinden wird. Die Archivhälfte soll aber auch mittelfristig interessierten Wissenschaftlern die Möglichkeit geben, die Kerne im ungestörten Zustand zu sehen und beproben zu können. Mit P. Maasewerd, dem Projektleiter der Firma Daldrup & Söhne AG, welche die Bohrung in Viernheim ausgeführt hat, konnte zum Abschluss des Workshops über die Bohrtechnik, Probleme bei der Bohrung und die Qualität der Kerne diskutiert werden. Die Gewinnung von hochqualitativen Kernen in Lockesedimenten stellt hohe Anforderungen an Bohrgerät, Bohrmannschaft und Technik, was sich letztlich auch in entsprechend hohen Kosten niederschlägt.
Weitere Informationen zum Forschungsprojekt Heidelberger Becken finden sich auch unter: www.gga-hannover.de. Bei Interesse besteht die Möglichkeit, sich inhaltlich an dem Forschungsvorhaben zu beteiligen.
Christian Hoselmann, Wiesbaden
Die DEUQUA bietet ihren Mitgliedern viele der bis Nr.50 erschienenen Bände der Zeitschrift Eiszeitalter und Gegenwart zum Sonderpreis von 10 € pro Band (zzgl. Porto und Verpackung) an. Bestellungen richten Sie bitte per E-Mail anDEUQUA@lbeg.niedersachsen.de.
Am 24.1.2006 verstarb mit Sir Nicholas Shackelton einer der berühmtesten Geowissenschaftler unserer Zeit. Am 23.5.1937 als Sohn einer Akademikerfamilie in London geboren, war er Großcousin des berühmten Antarktisforschers Sir Ernest Shackleton. Nach seinem Militärdienst studierte Nicholas Shackelton Physik an der Universität in Cambridge, der er bis zu seinem Tode verbunden blieb. Während seiner Doktorarbeit, die er 1967 abschloss, hatte er u.a. engen Kontakt zu Cesare Emiliani, der als erster das Potential der Zusammensetzung von Sauerstoffisotopen in Foraminiferen für die Paläoklimaforschung erkannt hatte und somit das Forschungsfeld der Paläoozeanographie und Isotopenstratigraphie begründete. Eine der wichtigsten Meilensteine der frühen Arbeiten von Nicholas Shackelton war die Feststellung, dass die Isotopenzusammensetzung nicht primär durch die Temperatur gesteuert wird, sondern auf der Fraktionierung bei der Verdunstung beruht. Durch die Anreicherung des leichten Isotops 16O im Eis wird das Meerswasser isotopisch schwerer. Das Isotopensignal in den Foraminiferen reflektiert somit das globale Eisvolumen.
Die aus diesen Zusammenhängen abgeleiteten Erkenntnisse führten zu einem fundamentalen Umdenken in der Paläoklimaforschung. Es wurde deutlich, dass die marinen Archive deutlich mehr Fluktuationen der Eisschilde anzeigen, als dies aus den kontinentalen Bereichen bekannt war. Weiterhin wurde ersichtlich, dass anscheinend Änderungen in den Erdbahnparametern für diese Fluktuationen steuernd mitverantwortlich zeichnen. Das führte dazu, dass die bereits seit den 1920er Jahren diskutierte Theorie des serbischen Mathematikers Milutin Milanković allgemein anerkannt wurde, nach der die Verteilung der Sonneneinstrahlung auf die Erdoberfläche einer der entscheidenden Faktoren für mittelfristige Klimaänderungen ist. In späteren Arbeiten zeigte Nicholas Shackelton dann, dass zudem die Variation des atmosphärischen Kohlendioxids eine zentrale Rolle bei Änderungen des globalen Klimas spielt.
Philip Gibbard, Cambridge
Frank Preusser, Bern
Die DEUQUA-Geschäftsstelle baut derzeit einen E-Mail-Verteilerkreis auf und bittet daher alle
DEUQUA-Mitglieder, die über einen Internet-Anschluß verfügen, um Mitteilung ihrer E-Mail-Adresse an DEUQUA@lbeg.niedersachsen.de. Ergänzend zu den DEUQUA-Nachrichten in den vierteljährlich erscheinenden Geowissenschaftlichen Mitteilungen (GMit) soll es
über den E-Mail-Verteilerkreis in Zukunft noch besser möglich sein, wichtige Neuigkeiten und Entwicklungen schnell zu verbreiten.
Darüber hinaus gibt es natürlich auch weiterhin die Möglichkeit, auf der DEUQUA-Homepage auf Interessantes mit quartärwissenschaftlichem Schwerpunkt (z.B. Exkursionen, Workshops, Tagungen,
Stellenausschreibungen) hinzuweisen. Auch hier genügt ein entsprechender Hinweis an die Geschäftsstelle.