Subkommission Quartär – Sitzung in Bad Hönningen

Fluviatile Mittelterrassensedimente des Rheins auf devonischem Grundgebirge in einer Kiesgrube bei Ariendorf (unterer Mittelrhein). Foto: C. Hoselmann
Fluviatile Mittelterrassensedimente des Rheins auf devonischem Grundgebirge in einer Kiesgrube bei Ariendorf (unterer Mittelrhein). Foto: C. Hoselmann

Anfang Mai 2014 hat sich die Subkommission Quartär (SKQ) der Deutschen Stratigraphischen Kommission (DSK) zu ihrer jährlichen Sitzung in Bad Hönningen getroffen.

Die Sitzung, an der 19 ordentliche und korrespondierende Mitglieder teilgenommen haben, wurde von Michael Weidenfeller (Mainz) bestens organisiert. Felix Bittmann (Wilhelmshaven) leitete als Vorsitzender der SKQ die Sitzung und berichtete über das Jahrestreffen der DSK, das Ende Februar in Freiburg stattgefunden hat. Ein wichtiger Arbeitspunkt ist die Aktualisierung der Stratigraphischen Tabelle von Deutschland (STD 2015), die zum 35. Internationalen Geologen-Kongress 2016 in Kapstadt (Südafrika) sowie zur ersten Tagung der verschmolzenen DGG/GV in Berlin 2015 neu erscheinen soll. Im Quartär soll in der STD 2015 das Holozän differenziert dargestellt, aktuelle Entwicklungen berücksichtigt sowie wesentliche lithostratigraphische Einheiten integriert werden. Für die weiteren Arbeiten wurden verschiedene Arbeitsgruppen gebildet.

 

Christian Hoselmann (Wiesbaden) berichtete über den Stand der Arbeiten am Lithostratigraphischen Lexikon (LithoLex). Die LithoLex-Datenbank ist seit 2006 online und umfasst derzeit 636 Datensätze, von denen 60 aus dem Quartär sind. Mit monatlich 17.000 bis 27.000 Zugriffen auf die Datenbank, ist ein anhaltend großes Interesse an lithostratigraphischen Definitionen zu verzeichnen. Im Rahmen der SKQ-Sitzung stellte Andreas Lenz (Krefeld) drei Definitionen aus dem Gebiet der Niederrheinischen Bucht vor, die von Georg Schollmayer (Krefeld) erarbeitet worden sind. Eine ausführliche Diskussion erfolgte auch zu einer neuen Formation aus dem nordischen Vereisungsgebiet, die von Hans-Jürgen Stephan (Kiel) definiert und vorgestellt wurde. Sämtliche Definitionen wurden von der SKQ zur Veröffentlichung im LithoLex freigegeben. Dies sind dann die:

 

  • Niederrhein-Hauptterrassen-Formation,
  • Niederrhein-Mittelterrassen-Formation
  • Niederrhein-Niederterrassen-Formation und
  • Osterby-Formation

 

Von Reinhard Lampe (Greifswald) wurde ein Konzept sowie vier lithostratigraphische Definitionen zum Küstenholozän in Mecklenburg-Vorpommern vorgestellt. Die vier Definitionen: Greifswald-, Darß-, Redentin- und Usedom-Formation wurden im Rahmen der Sitzung diskutiert und werden im Umlaufverfahren zur Abstimmung gestellt.

 

In einigen Kurzvorträgen wurde über aktuelle Forschungsarbeiten im Bereich der Quartärstratigraphie berichtet. Herr Bittmann informierte über acht Pollenproben, die aus der Forschungsbohrung Rodderberg südlich von Bonn stammen. Der Rodderberg ist der nördlichste Vulkan des quartären Osteifelvulkanismus. Die von Bernd Zolitschka (Bremen) zur Verfügung gestellten Proben weisen eine sehr hohe Pollenkonzentration auf. Vermutlich drei Interglaziale in Superposition konnten dort bisher nachgewiesen werden. Da dieses Profil ein hohes wissenschaftliches Potenzial aufweist, sollen weitere Untersuchungen folgen.

 

Neue Ergebnisse von U/Th-Datierungen an Torfen aus dem Eem-Interglazial in SW-Mecklenburg“ wurden kurz von Andreas Börner (Greifswald) vorgestellt. Ulrike Wielandt-Schuster (Freiburg) stellte den Stand der in Baden-Württemberg geplanten Forschungsbohrungen im Projekt „Drilling Overdeepened Alpine Valleys“ vor, die vom LIAG finanziert werden sollen. Bei den Bohrungen liegt das Hauptaugenmerk auf neuen geophysikalischen Messmethoden. Birgit Terhorst (Würzburg) berichtete unter dem Titel „Was ist der Lohner Boden?“ über neueste Untersuchungen zur Genese des Lohner Bodens. Eine wichtige Erkenntnis aus den neuen Arbeiten ist, dass der Lohner Boden als Leithorizont nur in Profilen mit niedriger Sedimentationsrate anzuwenden ist. Über den aktuellen Stand der 2010 abgeteuften ICDP-Forschungsbohrung im Vansee (Türkei) informierte Thomas Litt (Bonn). Die Ergebnisse, insbesondere des 600.000 Jahre umfassenden Pollenprofils, wurden erläutert. Detaillierte Resultate der gesamten Bandbreite der Untersuchungen finden sich in einem Themenband zum Vansee, der noch 2014 in Quaternary Science Reviews erscheinen wird.

 

Die Exkursion zu Terrassenablagerungen am unteren Mittelrhein wurde von Manfred Frechen (Hannover), Christian Hoselmann und Michael Weidenfeller geleitet. Der erste Exkursionspunkt war am Hartmannshof östlich von Rheinbrohl. Dort wurde an einem Aussichtspunkt die geologische Entwicklung des unteren Mittelrheins im Tertiär und Quartär dargestellt. Ein in der Nähe vorhandener zweigeteilter Aufschluss zeigt unten fluviatile, unterpleistozäne Sedimente des Rheins und darüber solifluidal umgelagerte Terrassensedimente. In der Aufgrabung am ehemaligen Mannesmannaufschluss östlich von Bad Hönningen sind Sedimente der älteren Hauptterrasse mit den Hönninger Sanden aufgeschlossen. Die Hönninger Sande können vermutlich mit der Viernheim-Formation am nördlichen Oberrheingraben sowie der Haupt-Mosbach-Subformation im Mainzer Becken korreliert werden. Das große Kiesgrubengelände oberhalb von Kasbach-Ohlenberg schließt gut 10 m mächtige Sande und Kiese der jüngeren Hauptterrasse auf. Charakteristisch ist eine Zweiteilung des fluviatilen Sedimentkörpers. Das Profil wird durch mehrere Meter mächtige Schwemmlössablagerungen abgeschlossen, die wahrscheinlich in der Weichsel-Kaltzeit akkumuliert worden sind. C. Hoselmann erläuterte in allen drei Aufschlüssen die Schwermineralverteilungen in der Sandfraktion; diese bilden ein wichtiges petrographisches Kriterium zur Differenzierung der einzelnen fluviatilen Aufschüttungen im Rheingebiet. In der Kiesgrube oberhalb von Ariendorf sind derzeit noch fluviatile Terrassensedimente der mittleren Mittelterrasse des Rheins aufgeschlossen. Einmalig ist im derzeitigen Abbaustand, dass die Terrassenbasis großflächig aufgeschlossen ist und somit die fluviatilen Erosionsformen auf dem devonischen Grundgebirge studiert werden können. Die morphologischen Formen lassen erahnen, dass der Rhein in diesem Bereich in schmalen Rinnen in Stromschnellen geflossen ist. In einer fluviatilen Rinne wurden von Herrn Frechen Proben für OSL-Datierungen genommen. Der Aufschluss in Ariendorf ist weiterhin für seine differenzierte Löss- und Paläobodenabfolge bekannt.

 

Die nächste SKQ-Sitzung wird 2015 in Würzburg stattfinden.

 

 Christian Hoselmann (Wiesbaden)