Paläoumwelt-Projekt im Mittleren und Hohen Atlas (Marokko)
Im September 2012 wurden aus dem See Sidi Ali im Mittleren Atlas Marokkos neue Seesedimentsequenzen erbohrt. Eine Arbeitsgruppe aus Deutschland, Großbritannien, Belgien und Marokko der Universitäten Leipzig, Potsdam, Manchester und Gent sowie des Institut National de Service Archaeologique et Patrimoine (Rabat) erbohrten mit einem UWITEC-Bohrgerät einen 20 Meter langen Kern vom südwestlichen Teil des Sees (38 Meter Seetiefe) und zwei 9 Meter lange Kerne von einem flacheren Bereich in 10 Meter Wassertiefe. Die Auswahl der Bohrlokalitäten erfolgte nach einer seismischen Prospektion.
Seismische Prospektionen und Kurzkernsondagen wurden auch an den Seen Tislit, Isli und Afourgagh im Hohen und Mittleren Atlas durchgeführt, um weitere UWITEC-Bohrungen vorzubereiten. Die Kampagne im September 2012 konzentrierte sich auf den See Sidi Ali, welcher vormals bereits von Prof. Henry Lamb (Universität Aberystwyth) und seiner Arbeitsgruppe in den 90er Jahren untersucht worden ist. Sie erbohrten damals einen 6 Meter langen Kern von einem flacheren Randsee des eigentlichen Sees und lieferten wichtige Pionierarbeiten zur mittel- und spätholozänen Seen- und Klimaentwicklung der Region. Unsere neuen Arbeiten zielen nun auf die Rekonstruktion der Klimaentwicklung des Hoch- und Spätglazials mit seinen abrupten Kälteeinbrüchen in der mediterranen-saharischen Übergangszone, auf die Rekonstruktion schneller Klimawechsel im Holozän (Holocene Rapid Climate Changes) sowie auf das Verständnis zum Einfluss des Menschen in der Region seit dem Epipaläolithikum/Neolithikum. Die Pilotphase des Projektes wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (Steffen Mischke und Christoph Zielhofer) sowie vom Natural Environment Research Council (NERC) (William Fletcher) gefördert.
Christoph Zielhofer (Leipzig), Steffen Mischke (Potsdam), William Fletcher (Manchester)