Subkommission Quartär – Sitzung in Schöningen

Der aktuelle archäologische Grabungsbereich im Tagebau Schöningen Foto: Christian Hoselmann
Der aktuelle archäologische Grabungsbereich im Tagebau Schöningen Foto: Christian Hoselmann

Mitte Mai 2011 hat sich die Subkommission Quartär (SKQ) der Deutschen Stratigraphischen Kommission (DSK) zu ihrer jährlichen Sitzung getroffen. Die Veranstaltung fand dieses Mal im Herzoginnensaal des Schlosses Schöningen statt und wurde von Brigitte Urban (Lüneburg) ausgezeichnet organisiert. Zur Sitzung kamen 28 ordentliche und gewählte Mitglieder sowie Manfred Menning (Potsdam) als Vorsitzender der DSK.

Die Sitzung wurde vom Vorsitzenden der SKQ Stefan Wansa (Halle/Saale) geleitet. Am Anfang gedenken die Sitzungsteilnehmer ihrem verstorbenen Mitglied Prof. Dr. Dr. h. c. Arno Semmel.

Herr Menning stellt den Entwurf zur STDkompakt im Format A5 (beidseitig bedruckt) vor. Die Tabelle basiert auf der Stratigraphischen Tabelle von Deutschland 2002. Als innovatives Element enthält sie ausgewählte Bodenschätze.

Als weiterer Sitzungspunkt berichten einige Teilnehmer über aktuelle Forschungsprojekte. Frau Urban stellt die archäologische Fundstelle Schöningen und Ergebnisse der quartärpaläontologischen Untersuchungen als Einführung zur Exkursion vor. Herr Behre (Wilhelmshaven) berichtet, dass der Band, der alle Vorträge des Workshops zur „Chronologischen Einordnung der paläolithischen Funde von Schöningen“ (2009) beinhalten soll, dieses Jahr erscheint. Herr Meyer (Burgwedel) berichtet von verschiedenen Profilaufnahmen im Tagebau Schöningen. Subrosion spiele für die Bildung der Ablagerungsräume keine Rolle. Aus seiner Sicht gibt es nur warmzeitliche Sedimente aus dem Holstein und dem Eem.

Herr Eißmann (Leipzig) spricht über die Stratigraphie zwischen Elster- und Saalevereisung in Mitteldeutschland und stellt dazugehörige Sedimentabfolgen des mitteldeutschen Raums vor.

Herr Börner (Güstrow) berichtet über Arbeiten der geologischen und bodenkundlichen Landesaufnahme an der OPAL-Trasse und über die Beprobung von Großgeschieben für die 10Be-Datierung.

Herr Lauer (Leipzig) spricht über die Infrarot-Radiofluoreszenz-Methode zur Datierung mittelpleistozäner Sedimente und aktuelle Arbeiten und Projekte zum Alter der Elster-Kaltzeit im Typusgebiet Mittel- und Ostdeutschlands.

Herr Richter (Bayreuth) berichtet über verschiedene Verfahren der Lumineszenz-Datierung und ihre mögliche Anwendung auf den Speer-Fundhorizont in Schöningen, neue TL-Alter an Silices und Datierungsversuche an quartären Vulkaniten der Eifel.

Für die Homepage der SKQ – www.deuqua.de/strat – bittet Herr Wansa um aktuelle Beiträge z. B. zu Forschungsvorhaben. Das Lithostratigraphische Lexikon (LithoLex) ist weiterhin ein wichtiger Schwerpunkt der Arbeiten der SKQ. Derzeit sind 42 Definitionen aus dem Quartär eingestellt. Herr Ellwanger (Freiburg) erläutert das Gliederungskonzept für den südlichen Oberrheingraben und das angrenzende Gebiet des Rheingletschers. Es basiert auf unconformity units und deckt folgende Formationen ab:

Südlicher Oberrheingraben

Rheingletschergebiet

Hochrhein

Breisgau-Formation

Dietmanns-Formation

Hochrhein-Deckenschotter-Formation

Neuenburg-Formation

Hasenweiler-Formation

Oberschwaben-Deckenschotter-Formation

Ortenau-Formation

Illmensee-Formation

Rheingletscher-Terrassenschotter-Formation

 

Steinental-Formation

 

Nach ausführlicher Diskussion wird über die Einheiten positiv abgestimmt, so dass sie nach Einarbeitung der Korrekturvorschläge, zwischenzeitlich in das LithoLex eingestellt werden konnten – vgl. www.bgr.de/app/LithoLex/index.php.

Herr Schirmer (Wolkenstein) stellt ein Konzept zur Gliederung der Nieder- und Mittelrhein Lösse vor. Er definiert dabei folgende Einheiten: Ahrgau-Formation, Brabant-Formation, Hesbaye-Formation und Keldach-Formation. Über das Konzept sowie die Definitionen soll im Rahmen der nächsten Sitzung der SKQ weiter diskutiert werden.

Herr Stephan (Kiel) stellt die revidierten Einheiten (Brandenburg-Formation, Ellund-Formation, Frankfurt (Oder)-Formation, Hennstedt-Formation und Ulzburg-Subformation) aus Norddeutschland vor.

Am zweiten Tag der Sitzung wurde die archäologische Grabung im Tagebau Schöningen besucht, um vor Ort die quartärgeologischen Profile zu diskutieren. Die Führung im Aufschluss erfolgt neben Frau Urban durch die Herren Serangeli (Uni Tübingen), Lang (Uni Hannover) und Lehmann (Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege, Hannover). Herr Serangeli führt ausführlich in die Historie des Tagebaus, die Schichtenfolge und die umfangreichen archäologischen Untersuchungen ein. Herr Lang berichtet über die im Rahmen aktuellen Profilaufnahmen und seismologischen Untersuchungen. In Auswertung der Daten geht er für den Ablagerungsraum von einer elsterkaltzeitlich entstandenen Struktur einer subglazialen Rinne aus. Diese Hohlform wurde anschließend mit elster- und postelsterwarm- und kaltzeitlichen Sedimenten wieder verfüllt. Die Interpretation der seismischen Daten spricht bei den warmzeitlichen Sedimenten am ehesten für deltaische Ablagerungen eines flachen Sees.

Frau Urban und Herr Serangeli erläutern am Übersichtspunkt und im direkten Grabungsbereich nochmals ausführlich die Lithologie der Schichtenfolge, die erarbeiteten Pollendiagramme, sedimentologische Charakteristika und Datierungen und deren Interpretation. Die ausführliche Diskussion behandelt u. a. die Einstufung des überwiegenden Teils der Verlandungsfolge II in die marine Sauerstoffisotopenstufe 9 (MIS 9) aufgrund neuer Th/U Altersbestimmungen und eine mögliche Korrelation mit holsteinzeitlichen Vorkommen vor dem Hintergrund floristischer Abweichungen, Gründe für den erst spät einsetzenden Sedimentationsbeginn unter hochwarmzeitlichen Bedingungen und weitere Varianten zur Beschreibung des Ablagerungsraumes.

Beim hier vorliegenden Text handelt es sich um eine Zusammenfassung des Protokolls, das vom Sekretär der SKQ, Lutz Katzschmann (Weimar), erstellt worden ist.

Christian Hoselmann, Wiesbaden