Die 29. Jahrestagung der AG Paläopedologie der Deutschen Bodenkundlichen Gesellschaft fand in diesem Jahr vom 14.-16. Mai in Frankfurt/M. statt. Sie wurde zum ersten Mal gemeinsam mit dem Arbeitskreis Geoarchäologie durchgeführt, so dass insgesamt über 100 Anmeldungen zu verzeichnen waren. Die hervorragende Organisation, die den reibungslosen Ablauf der Vortragsveranstaltungen sowie der beiden Exkursionen garantierte und auch für eine äußerst angenehme Arbeitsatmosphäre sorgte, sind den Teams von Heinrich Thiemeyer und Jürgen Wunderlich zu verdanken.
Auf der Sitzung des AGPp am 14. Mai im Geozentrum der Universität Frankfurt wurde kurz die neue Homepage des AGPp vorgestellt (www.dbges.de/wb/pages/arbeitsgruppen /palaeopedologie.php), von der inzwischen auch alle Exkursionsführer der vergangenen Tagungen heruntergeladen werden können. Nach einem kurzen Rückblick auf die letztjährige Tagung in Wien von B. Terhorst (Würzburg), stellte H. Veit (Bern) Ergebnisse zu Paläoböden und zur pleistozänen Paläoumwelt in der Atacama (Chile) und aus dem Amazonastiefland in Bolivien vor. A. Skowronek (Bonn) führte in neue Arbeiten (gemeinsam mit S. Wagner, N. Günster) zur Stratigraphie der fossilen Paläoböden in Küsten-Schwemmfächern Spaniens (Costa Blanca, Ibiza, Mallorca) ein. D. Faust (Dresden) stellte derzeit laufende Projekt zur holozänen fluvialen Dynamik in Spanien und Georgien (mit H. v. Suchodoletz, Leipzig) vor und S. Meszner (Dresden) berichtete über den Fortgang der Arbeiten an den Sachsen-Lössen und den darin ausgebildeten Paläoböden, die im Rahmen der AGPp 2007 zuletzt im Gelände diskutiert wurden. Den Abschluss der Arbeitsgruppenberichte bildete P. Fischer (Köln), der die Highlights aus seiner 2009 abgeschlossenen Dissertation zur mittel- und jungquartären Relief- und Bodenentwicklung der nordwestlichen Kölner Bucht vorstellte.
Die Ganztagsexkursion am 15. Mai führte zunächst in den Buntsandstein-Spessart. Dort stellte H.-R. Bork und A. Kranz (Kiel) bei Heimbuchenthal neueste Ergebnisse zur subrezenten und aktuellen Erosionsdynamik am Beispiel des „Gullies“ Kirschgraben vor. Auf einer Wanderung von Hausen in Richtung Kleinwallstatt führte Jürgen Jung Profile des dort weit verbreiteten Saprolits vor. In einer aufgelassenen Klebsandgrube konnte ein 5 m mächtiges Saprolit-Profil begutachtet werden, das eine deutliche periglaziale Überprägung im oberen Abschnitt aufweist. Auf einer aktuellen Grabung am alten Schloss in Kleinwallstatt wurden archäopedologische Aspekte der Anlage diskutiert. Susann Müller und Heinrich Thiemeyer (Frankfurt) präsentierten Ergebnisse zur Pedostratigraphie und Mikromorphologie an Lössen und Lössderivaten an der Schwedenschanze bei Mömlingen im fränkischen Odenwald. Die im dortigen Buntsandstein vorkommenden Hohlformen sind vermutlich auf Tektonik zurückzuführen und fungieren als Sedimentfallen. In den dort auch vorhandenen spät- bis hochglazialen Lössen sind Humuszonen und Parabraunerden entwickelt. Durch mikromorphologische Analysen konnte Susann Müller spätglaziale und holozäne Tonverlagerungsphasen nachweisen.
Auf der Halbtagsexkursion am 16. Mai führten Rainer Dambeck und Heinrich Thiemeyer an den Standorten in Wattenheim (OLMOR Kieswerk) und Hessenaue (Kiesgrube Seemann) Reliktböden auf alt- und mittelholozänen Rheinmäandern in der nördlichen Oberrheinebene vor. Der Schwerpunkt lag hierbei auf der Genese von Tschernosemen in (ehemaligen) Auenstandorten.
Anfang Juni 2011 wird die nächste Jahrestagung auf Einladung von Wolfgang Zech in Bayreuth stattfinden.
Peter Kühn, Tübingen & Birgit Terhorst, Würzburg