Subkommission Quartär – Sitzung in Wiesbaden

Die Mosbacher Sande im Dyckerhoff-Steinbruch mit dem Fund eines Nashorn-Unterkiefers (Fotos: Norbert Henkel)
Die Mosbacher Sande im Dyckerhoff-Steinbruch mit dem Fund eines Nashorn-Unterkiefers (Fotos: Norbert Henkel)

ch. Die Subkommission Quartär (SKQ) der Deutschen Stratigraphischen Kommission (DSK) hat sich Ende September 2010 zu ihrer jährlichen Sitzung in Wiesbaden getroffen. Die Besprechung fand in den Räumen des Hessischen Landesamtes für Umwelt und Geologie (HLUG) statt. Insgesamt haben 16 Mitglieder sowie ein Gast an der Sitzung teilgenommen.

Zum Beginn der Sitzung stellt Herr Hanewald das am HLUG angesiedelte Fachzentrum Klimawandel vor. Er erläutert neben fachlichen Grundlagen vor allem die Aufgaben und die Forschungsschwerpunkte bis hin zur Entwicklung von Anpassungsstrategien.

Im Anschluss gedenken die Sitzungsteilnehmer den verstorbenen Mitgliedern der SKQ Prof. Dr. Dr. hc. Burkhard Frenzel und Prof. Dr. Gerd Lüttig.

Herr Wansa (Halle/Saale), der Vorsitzende der SKQ, verweist nochmals auf die Beschlüsse der ICS zum Beibehalt des Quartärs als chronostratigraphische Einheit und der Verlegung der Quartär/Neogen-Grenze auf 2,58 Mio. Jahre. Weiterhin berichtet er über die letzte DSK-Sitzung in Kassel. Im Rahmen dieser Sitzung wurden u.a. folgende Punkte besprochen:

  •  Die Neuauflage der stratigraphischen Tabelle von Deutschland wird nicht vor 2014 erscheinen. Hier sollen für das Quartär verstärkt auch lithostratigraphische Begriffe aufgenommen werden.
  • Es wird zur Geo-Darmstadt durch die DSK eine Stratigraphie-Session ausgerichtet. Aus dem Kreis der SKQ werden durch D. Ellwanger (Freiburg) und C. Hoselmann (Wiesbaden) zwei Vorträge aus dem Bereich des Oberrheingrabens gehalten.
  • Die Kurzversion der Thesen zur Stratigraphie in Deutschland wird breit gestreut. Die Langversion verbleibt als internes Papier. Eine weitere Kurzfassung erschien im September in GMIT Nr. 41.

Am 30.10.2009 fand in Hannover ein Workshop zur „Chronologischen Einordnung der paläolithischen Funde von Schöningen“ statt. Herr Behre (Wilhelmshaven) berichtet, dass alle Vorträge publiziert werden sollen.

Für die Homepage der SKQ werden zur Zeit vom Vorsitzenden Änderungshinweise und neue Informationen gesammelt.

Frau Böse (Berlin) informiert über Ergebnisse zur Datierung von Eisrandlagen im Jungmoränengebiet mittels 14C, OSL (multi und single grain OSL analyses) sowie 10Be.

Herr Richter (Dresden) berichtet über chronostratigraphische Fragen in NW-Afrika, bearbeitet über OSL-Datierungen an archäologischen Fundplätzen.

Frau Urban (Suderburg) erläutert Verbundprojekte zu Fragen der Klimaanpassung. Informationen zu den über fünf Jahre geförderten Projekten können unter www.klimzug.de abgerufen werden.

Herr Katzschmann (Weimar) informiert über die im Raum Voigtstedt laufenden Untersuchungsarbeiten.

Herr Stephan (Kiel) schildert, dass in Norddeutschland Probenahmen und Datierungen für den Grenzbereich Spätsaale/Eem/Frühweichsel gemeinsam mit Herrn Frechen (Hannover) fortgesetzt werden.

Ein wichtiger Schwerpunkt der Arbeiten der SKQ sind weiterhin die Erstellung von Definitionen für das Lithostratigraphische Lexikon (LithoLex). Herr Hoselmann berichtet zum aktuellen Stand der Arbeiten im nördlichen Oberrheingraben. Vier Vorschläge (Mannheim-, Ludwigshafen-, Viernheim- und Iffezheim-Formation) werden diskutiert und für die Veröffentlichung im LithoLex angenommen.

Herr Doppler (München) erläutert, dass für das bayerische Alpenvorland die bisher gültigen traditionellen Begriffe als informelle Einheiten definiert werden sollen und stellt zwei Beispiele vor. Herr Ellwanger erklärt ausführlich das lithostratigraphische Gliederungskonzept für den südlichen Oberrheingraben und das angrenzende Gebiet des Rheingletschers. Es basiert auf unconformity-units. Insgesamt sieben lithostratigraphische Einheiten werden vorgestellt über die im E-Mail-Umlaufverfahren abgestimmt werden soll.

Die nächste Sitzung der SKQ soll im Frühjahr 2011 in der Region Schöningen stattfinden.

Am zweiten Tag erfolgte eine Exkursion in den Dyckerhoff-Steinbruch in Wiesbaden-Biebrich mit einer ausführlichen Diskussion der Tertiär- und Quartärprofile. Die Führung im Aufschluss erfolgt durch Frau Radtke (HLUG), Herrn Hoselmann, Herrn Keller und Frau Sander (Landesamt für Denkmalpflege). Frau Radtke erläutert Lithologie und Fossilführung der kalktertiären Ablagerungen des Mainzer Beckens einschließlich der litho- und chronostratigraphischen Einstufung sowie der paläogeographischen Situation. Im Aufschluss sind neben der Schichtenfolge (Kalksteine, Mergelsteine) auch Algenriffe und Dolinenfüllungen zu sehen. Herr Hoselmann zeigt die im Hangenden folgenden unter- und mittelpleistozänen Mainterrassensedimente und die Mosbacher Sande. Er charakterisiert den Ablagerungsraum als Verzahnungsgebiet von Main und Rhein. Herr Keller und Frau Sander erläutern den weltbekannten Fossilinhalt der Mosbacher Sande.

Abschließend erläutert Herr Hoselmann die anstehenden Mittelterrassen des Mains sowie die sie überlagernden Deckschichten und die in diesen entwickelten Paläoböden.

Beim hier vorliegenden Text handelt es sich um eine Zusammenfassung des Protokolls, das vom Sekretär der SKQ, Lutz Katzschmann, erstellt worden ist.