Seit einigen Jahren ist das Heidelberger Becken im nördlichen Oberrheingraben Gegenstand intensiver quartärwissenschaftlicher Studien (vgl. Gmit Nr. 27). Ausgangspunkt dieser Arbeiten sind mehrere Forschungsbohrungen, die in Ludwigshafen, Viernheim und Heidelberg in den Jahren 2002-2008 abgeteuft worden sind.
Das außerordentlich interessante Kernmaterial (insgesamt rund 1500 m) wurde und wird von verschiedenen Universitäten, den Geologischen Diensten in Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz sowie dem Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik in Hannover wissenschaftlich untersucht.
Die bisher erzielten Ergebnisse waren nun Anlass einen Sonderband des Quaternary Science Journal (Eiszeitalter und Gegenwart; Volume 57. No. 3/4) herauszugeben. Insgesamt acht englischsprachige Artikel sowie eine ausführliche Einführung zum Heidelberger Becken Projekt beinhaltet dieser Band.
Weidenfeller & Knipping beschreiben sedimentologische und paläobotanische Befunde der Bohrungen in Ludwigshafen. Einen Schwerpunkt zur Forschungsbohrung Viernheim bilden die Artikel von Hoselmann und Wedel. Ein Beitrag zur Forschungsbohrung Heidelberg, mit 500 m Endteufe die tiefste Bohrung im Heidelberger Becken Projekt, ist der von Ellwanger et alii. Die geophysikalischen Voruntersuchungen werden von Buness, Gabriel & Ellwanger dargestellt. Die Bohrlochgeophysik verschiedener Bohrungen im nördlichen Oberrheingraben werden von Hunze & Wonik diskutiert. Pollenanalytische Ergebnisse zur unterpleistozänen Waal-Warmzeit werden von Hahne, Ellwanger & Stritzke aus Untersuchen an Sedimenten der Heidelberg Bohrung UniNord vorgestellt. Schließlich befasst sich der Beitrag von Frechen et al. mit Lumineszenz-Datierungen an Sedimenten im südlichen Oberrheingraben. Diese Methode wird auch an Ablagerungen der Forschungsbohrungen im Heidelberger Becken angewandt und bietet methodisch die Möglichkeit fluviatile Sedimentationsalter der letzten 200-300.000 Jahre zu datieren.
Insgesamt ist mit diesem Band ein wichtiger Beitrag zum Verständnis der quartären Entwicklung des Oberrheingrabens entstanden, der durch seinen interdisziplinären Ansatz besticht und dessen Ergebnisse schon jetzt wichtige Erkenntnisse zur Geometrie sowie zum sedimentologischen und sedimentpetrographischen Aufbau des Heidelberger Beckens erbringen, die auch überregional von großer Bedeutung sind. Wichtig sind auch die tektonische Entwicklung des nördlichen Oberrheingrabens und seiner umgrenzenden Gebiete und die paläoklimatische Entwicklung im Plio- und Pleistozän, die Schwerpunkte weiterer Untersuchungen sein werden.
Die Qualität der Kerne und die verschiedenen Arbeitsansätze lassen somit auch künftig interessante Ergebnisse erwarten.
Die nächsten Bände des Quaternary Science Journal werden freie Themen sowie Beiträge der DEUQUA-Tagung in Wien beinhalten.