Die Arbeitskreissitzung des AK Paläopedologie der Deutschen Bodenkundlichen Gesellschaft fand in diesem Jahr vom 1. bis 3. Mai am Geographischen Institut in Tübingen statt. Im Rahmen der jährlichen Arbeitskreissitzung am 1. Mai wurden Prof. Dr. Peter Felix-Henningsen (Gießen) und em. Prof. Dr. Dr. h.c. Arno Semmel (Hofheim/T.) als langjährige Vorsitzende für ihre engagierte Tätigkeit im Arbeitskreis geehrt. Die Laudationes von Prof. Dr. Thomas Scholten (Tübingen) und Prof. Dr. Heinrich Thiemeyer (Frankfurt) würdigten die großen Verdienste beider Wissenschaftler um die deutsche Paläopedologie.
Wie jedes Jahr, fanden an den beiden nachfolgenden Tagen wieder zwei sehr interessante, regionale Exkursionen zur „Landschafts- und Bodenentwicklung an der Schwäbischen Juraschichtstufe und auf
der Schwäbischen Alb“ mit etwa 45 TeilnehmerInnen statt, die auch das Interesse vieler DEUQUA-Mitglieder fanden.
Die Ganztagsexkursion am 2. Mai unter Leitung von Prof. Dr. Birgit Terhorst (Wien) führte zum Albtrauf im Raum Pfullingen/Reutlingen. Dort sind die Hanglagen von großen pleistozänen Rutschmassen
flächenhaft überdeckt und stehen häufig in Verbindung mit rezenten Rutschbewegungen. Die unterschiedlich alten Rutschmassen sind durch Terra fuscen, Braunerde-Pelosole, Braunerde-Rendzinen und
periglaziale Lagen geprägt, die zusammen mit absoluten Datierungen und Pollenanalysen für die Alterseinstufung von Hangbewegungen maßgeblich sind. Der eindrucksvolle „Mössinger Bergrutsch“ von
1983 darf als jüngstes, katastrophales Ereignis natürlich auch auf einer Tagung des AK Paläopedologie nicht fehlen. Während der regen Diskussionen wurden insbesondere die regionale Boden- und
Landschaftsentwicklung und ihre Bedeutung für die heutige und zukünftige Gefährdung der Hanglagen diskutiert.
Auf der Halbtagsexkursion am 3. Mai wurde unter Leitung von Dr. Michael Kösel (LGRB, Freiburg) eindrucksvoll die Verbindung von Bodenausbildung und periglazialen Lagen auf der Schwäbischen Alb im
Raum Trochtelfingen/Entringen vorgestellt. Ein Höhepunkt der Exkursion waren die mächtigen Bohnerzlehme, die für die Schwäbische Alb charakteristisch sind. Die intensiv und lebhaft geführten
Diskussionen bezüglich der Rumpfflächengenese sowie dem Alter der Terra Fuscen zeigen nach wie vor bestehenden Forschungsbedarf auf.
Im Mai 2009 wird die nächste Arbeitskreissitzung auf Einladung von Dr. Robert Peticzka (Institut für Geographie und Regionalforschung der Universität Wien) in Wien stattfinden und sich thematisch
mit den Löß-/Paläoboden-Sequenzen in Niederösterreich befassen.
Peter Kühn, Tübingen & Birgit Terhorst, Wien