Expedition in das Pali Aike Vulkanfeld (Argentinien): das ICDP-Tiefbohrprojekt „PASADO“

Vom 31.8.-30.11.2008 fand die Forschungsbohrung PASADO im Rahmen des „International Continental Scientific Drilling Programs“ (ICDP) in der Trockensteppe Südpatagoniens statt.

Nach mehrjähriger Vorbereitung ist es Prof. Dr. Bernd Zolitschka und seinem wissenschaftlichen Mitarbeiter Dr. Christian Ohlendorf (Institut für Geographie, Universität Bremen) gelungen, mit dem „Potrok Aike Maar Lake Sediment Archive Drilling Project“ (PASADO) ein internationales ICDP-Projekt zu initiieren. Seit 2002 wurden umfangreiche Untersuchungen an Sedimentkernen, seismische Surveys, Prozessstudien (Monitoring) sowie klimatische und hydrologische Modellierungen an diesem Maarsee in enger Kooperation mit anderen deutschen Universitäten (Universität zu Köln, LMU München) und Forschungseinrichtungen (FZ Jülich, AWI Bremerhaven, GKSS Geesthacht, GFZ Potsdam) durchgeführt. Die Laguna Potrok Aike ist nicht nur weltweit das erste Tiefbohrprojekt an einem Maarsee sondern auch das erste limnogeologische ICDP-Projekt unter deutscher Koordination. Anteilige Bohrkosten sowie die wissenschaftliche Bearbeitung werden in Deutschland vom DFG-Schwerpunktprojekt „ICDP“ und von der Universität Bremen übernommen. Internationale Geldgeber sind das ICDP mit Sitz am GFZ Potsdam sowie nationale Fördereinrichtungen in Kanada, Schweden und der Schweiz.
Der Maarsee Laguna Potrok Aike (Alter ca. 770.000 Jahre) ist aufgrund seiner rezenten Wassertiefe von 100 m das einzige kontinuierliche Sedimentarchiv außerhalb der Tropen Südamerikas, das potenziell Aufzeichnungen aus mehreren Glazial-Interglazial-Zyklen enthalten könnte. Von der schwimmenden Bohrplattform GLAD800 wurden Sedimentkerne mit einer Gesamtlänge von 534 m unter zum Teil schwierigsten Wetterverhältnissen geborgen und im Geländelabor ersten physikalischen und geochemischen Untersuchungen zugeführt. Insgesamt 34 Wissenschaftler aus 10 Nationen waren in Südpatagonien beteiligt und werden dieses Archiv in den kommenden Jahren bearbeiten. Ziel der wissenschaftlichen Analysen sind sedimentologische, vulkanologische, stratigraphische, mikropaläontologische, geophysikalische und geochemische Untersuchungen zur Genese der ereignisgesteuerten vulkanischen sowie der dominierenden klimagesteuerten Sedimentationsprozesse. In Patagonien ist der aktuelle Klimawandel seit Jahrzehnten beobachtbar. Während erste europäische Siedler im 19. Jahrhundert auf saftige Wiesen und Hunderte von Seen stießen, die eine hervorragende Grundlage für die Schafzucht boten, änderte sich die Situation Mitte des 20. Jahrhunderts: Seen fielen trocken und die Steppe dehnte sich aus. Wie wird sich diese Situation in Folge des durch den Menschen beschleunigten Klimawandels verändern? Diese und andere Fragen werden durch multidisziplinäre Sedimentkernanalysen, präzise Datierungen sowie Klimarekonstruktionen und Klimamodellierungen beantwortet.
Informationen zum Projekt PASADO sind unter www.pasado.uni-bremen.de abrufbar.
Bernd Zolitschka, Bremen
zoli@uni-bremen.de

Abbildung: Logo des ICDP-Projektes PASADO