Im hohen Alter von 90 Jahren ist mit Franz Fliri eine Persönlichkeit von uns gegangen, die wesentlichen Einfluss auf die Quartärforschung im inneralpinen Raum hatte. Franz Fliri gerecht zu werden ist aus Platzmangel hier unmöglich und so sei an dieser Stelle nur in kurzen Worten des Quartärforschers Fliri gedacht und auf frühere Würdigungen verwiesen (Fink 1979, Leidlmair 1984 und Kerschner 2008).
Franz Fliri wurde am 9.2.1918 in Baumkirchen im Tiroler Inntal geboren, wo er, nur unterbrochen von einem langen Militärdienst im 2. Weltkrieg, bis zu seinem Tode lebte. Fliri war ausgebildeter
Geograph mit großer Breite (Ordinarius 1967-1987), zudem ein hoch angesehener Klimatologe. Dass er auch zeitweise den Beruf eines Vollerwerbbauern ausübte und als Dekan und Rektor der Universität
Innsbruck diente, verdeutlicht die für Fliri so bezeichnende Kombination von Bodenständigkeit und höchsten akademischen Weihen.
Zur Quartärforschung ist Franz Fliri, wie er selbst mehrfach betonte, durch Zufall gekommen. In seiner Heimatgemeinde Baumkirchen wurde sogenannter Bänderton (der eigentlich im Wesentlichen ein
Schluff ist) abgebaut, der früher aufgrund seiner Überlagerung durch die jüngste Moräne als interglazial eingestuft wurde. Im Jahr 1969 wurden im Rahmen einer Studentenexkursion in diesen
Sedimenten Holzreste entdeckt und Fliri erkannte sofort die Bedeutung dieser Funde. Er stellte in kurzer Zeit eine Forschergruppe zusammen und es gelang ihm auch internationale Spezialisten
hinzuzuziehen. Er praktizierte damit früh interdisziplinäre Gruppenarbeit in der Quartärforschung, obwohl er selbst nie eine formelle diesbezügliche Ausbildung genossen hatte. Innerhalb eines
knappen Jahrzehntes erschienen unter seiner Federführung eine Reihe von Pionierarbeiten, die das Fundament der heute noch gültigen überregionalen Bedeutung von Baumkirchen bilden. Fliri und
Mitarbeiter konnten beweisen, dass diese Seesedimente in einem kaltzeitlichen Klima unmittelbar vor dem letzten großen Eisvorstoß zur Ablagerung kamen, d.h. dass das Inntal mitten im Würmglazial
eisfrei gewesen ist. Er selbst trug dabei die Hauptlast der Arbeit; wochenlang stand er neben dem Bagger in der Tongrube und wartete auf das Auftauchen von datierbarem Material.
Mit ähnlichem Erfolg betätigte sich Fliri auch südlich des Alpenhauptkammes, wo er ebenfalls durch seine guten Kontakte zu lokalen Tongrubenbetreiber und seine Beharrlichkeit die ersten absoluten
Datierungen von quartären Sedimenten im Becken von Brixen und im Eisacktal vorlegen konnte.
Fink, J. (1979): Franz Fliri – sein Wirken als Geograph und Klimatologe. – Mitt. Österr. Geogr. Ges., 121, 297-303.
Kerschner, H. (2008): Emer. o. Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Franz Fliri – 90 Jahre. – Mitt. Österr. Geogr. Ges., 149, 337-340.
Leidlmair, A. (1984): Franz Fliri zum 65. Geburtstag. – Innsbrucker Geogr. Studien, 8, 7-11.
Hanns Kerschner & Christoph Spötl, Innsbruck