Kurzbericht von der 24. AGAQ-Tagung vom 27.-29.04 2012 in Seeham bei Salzburg

Teilnehmer der AGAQ 2012, Foto: Dorian Gaar
Teilnehmer der AGAQ 2012, Foto: Dorian Gaar

Die Tagung der Arbeitsgemeinschaft Alpenvorland-Quartär (AGAQ) fand auf Einladung von Paul Herbst (GWU Salzburg) 2012 in Seeham am Obertrumer See im salzburgischen Flachgau statt. Die Exkursionen im Rahmen der Tagung führten ins Gebiet des bayerisch-österreichischen Salzachvorlandgletschers. Das Treffen begann am Freitagnachmittag mit einer Arbeitssitzung, die Kurzberichten über laufende Forschungsarbeiten gewidmet war.

Die präsentierten Forschungsberichte aus dem Quartär Baden-Württembergs, Bayerns und Österreichs wurden ausführlich diskutiert. Dietrich Ellwanger und Ulrike Wielandt-Schuster erläuterten die stratigraphischen Ansätze des Baden-Württembergischen Quartär-Gliederungssystems und dessen Umsetzung im Symbolschlüssel Geologie und in das LithoLex. Lukas Bickel zeigte den aktuellen Stand seiner Doktorarbeit im Rahmen eines FWF-Projekts an der Universität für Bodenkultur Wien und berichtete über neue Lumineszenzdatierungen an fluvialen und glaziofluvialen Sedimenten des nördlichen österreichischen Alpenvorlandes. Bernhard Lempe fasste zum Abschluss der Kartierarbeiten auf Blatt Nr. 8027 Memmingen seine Ergebnisse aus mehreren Jahren Geländearbeit zusammen. Martin Herz trug neue Ergebnisse zu einem bisher unbekannten Interglazialvorkommen im Graben E Höhenmoos (8139 Stephanskirchen) vor. Dessen zeitliche Einstufung zwischen Eem und Holstein wird weiter untersucht. Roland Zech berichtete von neuen Ansätzen zur Klärung von Paläotemperaturen und Bodenbildungen. Er setzt sich kritisch mit den ersten Ergebnissen von Lipid-Biomarkeranalysen an würmzeitlichen Löss-Paläobodensequenzen bei Bobingen auseinander.

Am Samstag führte Paul Herbst mit Unterstützung durch Hermann Jerz, Gerhard Doppler, Johannes Wallner, Dirk van Husen, Christian Schlüchter, Ulrich Blaha und Markus Fiebig die Exkursion durch die quartären Ablagerungen und die Landschaftsformen des Salzachvorlandgletscher-Gebietes. Der zu Beginn besuchte Aussichtspunkt auf dem Haunsberg (Flysch und Helvetikum) erlaubte bei Traumwetter einen guten Überblick über die Beckenlandschaft des pleistozänen Salzach- und Saalachgletschers. Der folgende Haltepunkt bei Laufen beschäftigte sich anhand neuer Lumineszenzdatierungen mit der Einstufung des altbekannten Laufenschotters. Bei Neusillersdorf wurden die Ergebnisse einer von verschiedenen Institutionen bearbeiteten Forschungsbohrung des Bayerischen Landesamts für Umwelt (BayLfU) vorgestellt. Mächtige Beckenablagerungen sind unter würmzeitlich drumlinisierten Schottern durchteuft worden. In der Kiesgrube Schiffmonig wurden die Einstufung und Schottergliederung im Bereich der jungen Salzachterrassen im Spiegel neuer Lumineszenz-Datierungen diskutiert. Die Entwicklung des Taleinschnitts und des darin gelegenen kleinen Sees waren Gegenstand der Erläuterungen beim Kloster Höglwörth. Den Abschluss bildete ein Besuch der Nagelfluh von Anger. Unterhalb des malerisch auf einem langgezogenen Konglomeratrücken gelegenen Dorfes ging es um neuere Versuche, zu einer stratigraphischen Einstufung zu gelangen.

Die AGAQ 2012 stand unter einem guten Stern: bestes Wetter, hervorragende Bergsicht und spannende Geologie stellten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zufrieden.

Am Sonntagvormittag wurde das Wallerseebecken als eines der Zweigbecken des Salzachgletschers vorgestellt. Im Vergleich zum Salzburger Stammbecken liegt das Wallerseebecken, wie auch das Trumer Becken, um einige Zehnermeter höher innerhalb des Flysch-Untergrundes. Die Verfüllungsgeschichte des Zweigbeckens wurde im Detail vorgestellt. Zusätzlich wies Paul Herbst auf die „angewandt-geologischen Eigenschaften“ der quartären Abfolgen hin. So sind z. B. die Wallerseekonglomerate einer der wichtigsten nutzbaren Aquifere im Salzburger Flachgau. Ebenso wurden „Tücken“ der Bebauung der Verlandungszone des Wallersees (Torfe, Seekreide und Seetone) angesprochen. Für Eisrandsedimente SW Seekirchen am Wallersee erbrachten OSL-Datierungen ein überraschend hohes Alter.

Den Abschluss der AGAQ 2012 bildete ein Besuch im Teufelsgraben bei Seeham. Neben einer Einführung in die tektonische Entwicklung des präquartären Untergrundes durch Ulrich Blaha (BayLfU) wurde eine auf historischem Standort wiedererrichtete Kugelmühle besucht.

Die nächste Möglichkeit für eine Führung durch den Salzach-Vorlandgletscher gibt es auf einer Exkursion mit Paul Herbst und Markus Fiebig im Rahmen der im September 2012 in Salzburg stattfindenden Pangeo 2012 (http://pangeo.sbg.ac.at/).

Für die geplante AGAQ-Tagung 2013 steht der Ort noch nicht fest. Er wird vermutlich erst um die Jahreswende 2012/2013 auf der Homepage der AGAQ bekannt gegeben (www.baunat.boku.ac.at/agaq).

Markus Fiebig (Wien), Paul Herbst (Salzburg) & Gerhard Doppler (München)