Erinnerung an Ernst Schönhals

Am 03. Februar 2009 wäre Ernst Schönhals 100 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass luden die Oberhessische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde und das Institut für Bodenkunde und Bodenerhaltung der Justus-Liebig-Universität zu Gießen zu einem Festkolloquium ein, auf dem Ernst Schönhals auch als Quartärforscher gewürdigt werden sollte. 

Zweifellos wird niemand bestreiten wollen, dass eine solche Würdigung überfällig war, genügt doch bereits ein Blick auf Eiszeitalter und Gegenwart, dem Jahrbuch der Deutschen Quartärvereinigung, um zu erfahren, dass Ernst Schönhals nicht nur Vorsitzender dieser Vereinigung war (1964-1965), sondern dass er auch auf dem INQUA-Kongress 1973 in Christchurch (Neuseeland) zum Vizepräsidenten der INQUA gewählt wurde. Noch mehr Beachtung verdient wohl, dass er gemeinsam mit Reinhold Huckriede (Marburg) als Schriftleiter Eiszeitalter und Gegenwart von 1968-1978 betreut hat.

Vielen Quartärforschern wird dennoch Ernst Schönhals vor allem als Lössforscher in Erinnerung sein. Die Beziehung zum Löss gewann er sicher über seine von W. Klüpfel betreute Dissertation zur Geologie der westlichen Wetterau. Das Interesse am Löss wurde vertieft durch die anschließende Tätigkeit in der Reichsbodenschätzung und an der Preußischen Geologischen Landesanstalt. Sogar auf den jüngsten Endmoränen Rügens wurde Löss gefunden! Doch den eigentlichen Schwerpunkt Schönhalsscher Lössforschung bildete die Gliederung des Würmlösses, der er sich intensiv in Hessen annahm, nachdem er 1947 als Bodenkundler an das neu geschaffene Hessische Landesamt für Bodenforschung in Wiesbaden gelangte. Ohne Übertreibung darf man wohl sagen, dass seine Feingliederung des jüngsten Lösses neue grundlegende Impulse in der Lössstratigraphie gegeben hat. Das bezeugt etwa der Aufsatz im ersten Band von Eiszeitalter und Gegenwart (1951).

Die darauf folgende, manchmal harte, Diskussion ging Ernst Schönhals nicht aus dem Wege. Er vertrat seine Auffassung mit Entschiedenheit und Klarheit, er war kein "Kumpeltyp". Gleichwohl konnte er auf Menschen zugehen und diese für sich gewinnen. Begeisternd waren seine Lössexkursionen, die durch ihre methodische Subtilität faszinierten. Das Gießener Institut durfte sich glücklich schätzen, ihn nach seinem Dienst an der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover als Kuron-Nachfolger für den Bodenkunde-Lehrstuhl gewonnen zu haben. Damit kehrte der in Merlau im Vogelsberg geborene Hesse in seine Heimat zurück und widmete sich ganz besonders einem von ihm im Vogelsberg entdeckten Boden, der Lockerbraunerde.

Nichtsdestotrotz: Sein Lebenswerk endete mit einer großen Monographie über die hessischen Lösse (Boden und Landschaft, 8, Gießen). Ernst Schönhals blieb ein Sterben erspart wie es Friedrich Schiller anklingen lässt: "...so mancher schloss die Augen schwer und öffnet sie dem Licht nicht mehr...". Ernst Schönhals starb am Abend des 29. Mai 1993, nachdem er verschiedenen Mitarbeitern noch telefonisch mitgeteilt hatte, dass er sich sehr freue, soeben die letzten Korrekturfahnen der Löss-Monographie durchgesehen und zum Druck gegeben zu haben. So ein Tod ist wahrlich nicht jedem vergönnt!

Arno Semmel, Hofheim am Taunus